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100 Jahre Otto Bock

Zukunftsorientierte Netzwerke

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Bötzow-Areal in Berlin FOTO: NEUMANN

Ottobock zieht sich aus Science Center zurück

Eine wechselvolle Geschichte hat die im 19. Jahrhundert gegründete Bötzow-Brauerei in Berlin erfahren. 2010 hat Ottobock-Chef Hans Georg Näder das Brauereigelände mitsamt Gebäuden erworben. 2019 steht das Bötzow-Areal für Forschung, Kreativität und digitale Transformation.Berlin boomte Ende des 19. Jahrhunderts. Mit der Gründung des Deutschen Reichs 1871 war die aufstrebende Metropole zur Hauptstadt des Kaisers geworden. Die rasant wachsende Industrie versprach Arbeitsplätze und zog immer mehr Menschen in die Stadt. Mit der Bevölkerungsdichte steigerte sich auch der Bierkonsum.Allein am Prenzlauer Berg gab es um 1900 vierzehn Brauereien. Die größte davon war die des Berliner Unternehmers Julius Bötzow, die 1885 auf dem damals neuesten Stand der Technik mit modernen Dampfkesseln die Produktion aufgenommen hatte. Bereits 1884 hatten die Bauarbeiten für die Bötzow-Brauerei auf dem Windmühlenberg begonnen. Neben den Gebäudekomplexen wurde ein Biergarten für bis zu 6000 Gäste angelegt.Im Zweiten Weltkrieg wurden große Teile der Fabrik zerstört. 1949 wurde der Brauereibetrieb endgültig eingestellt. Die noch stehenden Gebäude dienten in den Nachkriegsjahren zum Teil als Lagerhallen, große Flächen des einstigen Biergartens lagen für Jahrzehnte brach. Nach der Wende wechselten öfter die Besitzer. Unter anderem wollte die Metro AG hier ein Einkaufszentrum einrichten, was jedoch nicht durchgesetzt wurde.

Ehemalige Berliner Bötzow-Brauerei am Prenzlauer Berg wird Zentrum für Entwicklung und Forschung

2010 erwarb Hans Georg Näder das Bötzow-Quartier. Mit seinem Unternehmergeist zeigt er ein ähnliches Faible für Innovation und Technik wie vor mehr als 150 Jahren der Visionär Julius Bötzow. Auch der Ottobock-Chef sieht die Zukunft des Areals in der Nutzung neuester Technik, auch er will an diesem Ort Arbeit und Freizeitvergnügen verknüpfen, und sogar Bier soll hier wieder gebraut werden.

„Berlin ist der Brückenschlag zu den Anfängen Ottobocks“, sagt Mark C. Schneider, Leiter der Unternehmenskommunikation und des Berliner Hauptstadtbüros, und verweist auf den Eintrag der Orthopädischen Industrie Otto Bock ins Handelsregister am 10. Februar 1919 in Berlin. Nach dem Ersten Weltkrieg gründete der Orthopädiemechaniker Otto Bock sein Unternehmen in Kreuzberg. Für den Enkel des Gründers, Hans Georg Näder, besteht daher eine besondere Beziehung zu Berlin.

2009 eröffnete der gebürtige Duderstädter das Science Center an der Ebertstraße, das Ottobock in der deutschen Hauptstadt bis 2018 repräsentierte. 2012 folgten erste Pläne für das Bötzow-Quartier. Das mehr als 23000 Quadratmeter umfassende Gelände mit dem gelb-roten Backsteinhaus, Nebengebäuden und fast 5000 Quadratmetern Kellergewölben der einstigen Brauerei soll seine historische Bausubstanz behalten. Doch die Nutzung ist innovativ und zukunftsorientiert, sowohl gewerblich als auch kulturell. „Das Bötzow-Areal ist ein besonderer Ort der deutsch-deutschen Geschichte. Heute ist es der Unternehmensstandort von Ottobock in Berlin. Hier kommen Menschen aus aller Welt zusammen, arbeiten gemeinsam an Forschungsprojekten, und es entsteht ein enger Austausch mit Universitäten und internationalen Partnern“, erklärt Schneider.

Der britische Star-Architekt Sir David Chipperfield wurde mit der Planung beauftragt, um im Bötzow-Quartier Wohnraum, moderne Werkstätten, Büros, Raum für Events und Gastronomie mit Biergarten unterzubringen und dabei den typischen Bötzow-Charakter zu erhalten. Bötzow soll Platz bieten für Ideen und für deren professionelle Umsetzung, für Austausch und Inspiration, für Kunst und Kultur, und für moderne Arbeitsstrukturen mit viel Raum für Individualität und Teamgeist.

Startschuss für die zukunftsgerichtete Nutzung des Areals war 2015 die Eröffnung des Open Innovation Space (OIS), in dem sich über drei Jahre Forscher, Künstler, Visionäre und internationale Teams getroffen haben, um interdisziplinäre Projekte unter kreativen und wissenschaftlichen Aspekten zu gestalten. Künftig sollen am Standort Bötzow vor allem die digitale Transformation vorangetrieben und zukunftsorientierte Netzwerke innerhalb des Unternehmens gebildet werden. Teile der Geschäftsführung, die Forschung und Entwicklung, der strategische Einkauf sowie Produkt- und Projektmanagement dieses Geschäftsbereichs sind bereits in den historischen Räumlichkeiten angesiedelt. Der langjährige enge Partner der Firma Ottobock in Südniedersachsen, das Life-Science-Unternehmen Sartorius, ist seit 2018 Ankermieter im Bötzow-Quartier.

„In Berlin findet Ottobock Mitarbeiter, die nicht unbedingt ihren Lebensmittelpunkt nach Duderstadt oder Göttingen verlagern würden“, sagt Schneider. Dieses kreative Potenzial der boomenden Hauptstadt hat Hans Georg Näder erkannt und will es nutzen, um Ottobock für die Zukunft aufzustellen. Bötzow soll ein international sichtbares Forschungs- und Kreativzentrum werden. „Von dem, was in Bötzow entwickelt wird, profitieren auch alle anderen Ottobock-Standorte, ob Duderstadt, Wien, Austin oder woanders auf der Welt“, sagt Schneider und verweist dabei auf bauliche Erweiterungen, die auch für den Standort Duderstadt geplant sind.

Ottobock zieht sich aus Science Center zurück

Rund eine Million Menschen haben bis 2018 das Ottobock Science Center in Berlin besucht. 2009 hat Ottobock-Chef Hans Georg Näder das architektonische Highlight und Schaufenster für Biomechanik am Potsdamer Platz eröffnet. Die interaktive Dauerausstellung „Begreifen, was uns bewegt“ gab faszinierende Einblicke in die Funktionalität des menschlichen Körpers. Ab 2019 soll das Science Center anderen Firmen zur Verfügung stehen. „Das Science Center hat seine Aufgaben für Ottobock erfüllt“, sagt Mark C. Schneider, Leiter der Unternehmenskommunikation und des Berliner Hauptstadtbüros. Ziel sei es nun, die kreativen und wissenschaftlichen Kräfte zu bündeln und im Bötzow-Quartier die Hauptstadt-Repräsentanz von Ottobock zu auszubauen.