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Wenn der Kühlschrank die Rezepte vorgibt

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Selbst Kühlschränke sind mittlerweile online und können über das Smartphone programmiert werden.              FOTO: LIEBHERR

Mitarbeiter können zum Risiko werden

Von Tobias Christ  Göttingen. „Alexa, wie wird das Wetter heute?“ Eine Frage, die früher durch den Griff zur Tageszeitung beantwortet wurde, ist im digitalen Zeitalter zum Sprachbefehl geworden. Aus vielen Haushalten ist der Smart-TV mit Internetzugang nicht mehr wegzudenken, mit einem gesprochenen Satz können Rolläden hoch- und runtergelassen oder das Garagentor geöffnet werden. Mit der zunehmenden Digitalisierung und Vernetzung des Eigenheims durch die sogenannte „SmartHome“-Technologie können viele sonst alltägliche Handgriffe eingespart werden – doch muss das überhaupt sein?Wer den Knopfdruck zum Senderwechseln nicht selbst tätigen will, tut dies per Sprachbefehl an die künstliche Intelligenz im eigenen Wohnzimmer. Doch ist die „SmartHome“-Technik Fluch oder Segen? „Für den, der es nutzt, bietet die Vernetzung einen großen Mehrwert. Wer es nicht nutzt, dem wird nichts fehlen“, sagt Volker Blümel während einer Geräteausstellung im Göttinger Kaufpark. Der Fachverkäufer der Firma Miele spricht nicht gern vom „SmartHome“, er nutzt lieber den Begriff der Vernetzung im Haushalt. Blümels Arbeitgeber bietet beispielsweise vernetzte Saugroboter an, die per App über das Handy programmierbar sind.Ebenfalls im Sortiment: Intelligente Waschmaschinen und Geschirrspüler. „Wenn das Waschmittel in der Maschine zur Neige geht, meldet sich das Gerät per Nachricht auf dem Smartphone“, erklärt er. Die Entscheidung, ob die Maschine sich ins Internet einwählen soll, um Nachschub zu bestellen, muss dann der Besitzer treffen. Wer unterwegs den Backofen programmieren möchte, kann dies ebenso wie mit einer integrierten Kamera zu schauen, wie weit das Essen mittlerweile ist.„Fast jedes Gerät im Haushalt ist vernetzbar“, sagt Cafer Sengün von der Firma Liebherr. Ob es auch vernetzt werden müsse, sei eine Frage, die von den verschiedenen Generationen unterschiedlich beantwortet werde. „Die Über-40- Jährigen gehen an unseren smarten Kühlschränken vorbei und sagen: Braucht kein Mensch“, während die Jüngeren meist mit der selben Frage starten: „Gibt’s dafür eine App?“ Über das Display der Kühlschränke werden Listen geführt, Rezepte heruntergeladen und Lagerempfehlungen gegeben. Wer die Inhaltsliste ordentlich führt, dem sagt der Kühlschrank, welche Zutaten noch fehlen.Doch ist dies ein tatsächlicher oder ein suggerierter Mehrwert? „Ohne den Menschen geht weiterhin wenig, es sind unterstützende Funktionen. Ob man das braucht, muss jeder für sich entscheiden“, meint Sengün. Der tatsächliche Mehrwert zeige sich deutlich bei blinden oder körperlich beeinträchtigten Menschen. Als Sengün während der IFA-Messe in Frankfurt von einem blinden Menschen angesprochen wurde, „da wusste ich, wir müssen auf diesem Gebiet handeln“. Kurzerhand entwickelte Liebherr eine Kopplung der Sprachsteuerung des Kühlschranks mit Alexa und fügten einige Befehle für Sehgeschädigte hinzu. Per Vernetzung mit Alexa können Sehschwache quasi mit ihrem Kühlschrank sprechen – eine unheimliche Erleichterung des Alltags.In 30 Jahren komplett vernetzt?Das Geschäft mit der vernetzten Haushaltstechnik boomt derzeit. „In 30 Jahren werden die Haushalte komplett vernetzt sein“, glaubt Sengün, dann bestehe wohl kein Bedarf mehr auf eine Beratung. Das sei zwar schade, „aber so ist nun einmal die Entwicklung.“Die Göttinger Firma Ruhstrat ist in der Zukunft bereits angekommen und vertreibt unter anderem smarte Rauchmelder. Diese schicken nicht nur eine Nachricht aufs Smartphone, wenn sie Rauch oder Feuer feststellen, sondern signalisieren in einem voll vernetzten Haushalt auch gleich der Nachbarschaft, dass etwas nicht stimmt. Sie können im Ernstfall das Licht im Gebäude einschalten oder Jalousien hochlassen. Ruhstrat unterteilt die vertriebenen Smart-Geräte in drei Kategorien: Sicherheit (Bewegungsmelder, Fensterkontakte, Alarmanlagen oder Anwesenheitssimulatoren), Komfort (Türschlösser, Sonnenschutz, Thermostate) und Energie (Kaffeemaschine, Fernseher, Solartechnik).        

SmartHome-Technologie: Was leistet sie und wer benötigt sie?

Wie vernetzt sind deutsche Städte?

400 deutsche Städte mit mehr als 30 000 Einwohnern hat die Starnberger Unternehmensberatung Haselhorst Associates unter die Lupe genommen, um ihren Digitalisierungsgrad zu überprüfen. Dabei ging es um acht Anwendungsbereiche: Strategie und Umsetzung (Basis), Digitale Infrastruktur, Smart Mobility, Energie und Umwelt, Smart Home, Gebäude und Sicherheit, Gesundheit, Bildung und Politik. Während auf den ersten drei Plätzen die Großstädte Köln, Hamburg und München zu finden sind, hat Göttingen sechs Ränge gut gemacht. Die Universitätsstadt wird auf Platz 45 geführt, 2018 landete sie auf Rang 51.

Dabei kommt Göttingen auf einen Digitalisierungswert von 19 Prozent (Köln: 41 Prozent). In die Bewertung fließen viele Faktoren ein: Apps, die die Verfügbarkeit von Parkplätzen anzeigen, Straßenlaternen, die ihre Beleuchtung den Lichtverhältnissen anpassen und somit Energie sparen, oder etwa energetische Gebäudesanierung. Auch Glasfaseranschlüsse für schnelles Internet spielen eine Rolle, in dieser Statistik ist Deutschland international allerdings weit abgeschlagen. So betrug der Anteil der Glasfasertechnik an allen stationären Breitbandanschlüssen im Dezember 2018 nur 3,2 Prozent. Spitzenreiter ist Südkorea mit 80,4 Prozent.

Ziel der Smart-City-Initiativen, die es mittlerweile in über 50 deutschen Städten gibt, ist vorrangig, Feinstaubbelastung und Energieverbrauch zu senken. Paradebeispiele für die Umsetzung smarter Technologien im Stadtbild sind etwa Ravensburg (Baden-Württemberg), wo der erste autonome Stadtbus bald seine Fahrt aufnehmen soll, oder Dresden (Sachsen). Im größten Hochtechnik-Netzwerk des Bundeslandes sind dort Hunderte Forschungsinstitute, Universitäten oder Dienstleister und andere Unternehmen miteinander verbunden. Es ist eine der größten Mikroelektronik-Kooperationen in Europa.

Mitarbeiter können zum Risiko werden

Gefahren im Netz: Angestellte oftmals schlecht vorbereitet

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Der Einsatz von privaten USB-Sticks am Arbeitsplatz kann zur Gefahr werden. FOTO: PIXABAY

Göttingen / Berlin. Schlechter Passwortschutz, kaum Schulungen und allgemeine Sorglosigkeit: Die Mitarbeiter in deutschen Unternehmen sind schlecht auf die Gefahren aus dem Netz vorbereitet – und werden so zum Risiko für ihren Arbeitgeber. Dies meldet der Gesamtverband der Deutschen Versicherungswirtschaft (GDV).

Nur jeder dritte Angestellte (39 Prozent) hatte demnach schon einmal eine IT-Sicherheits- oder Datenschutz-Schulung. Sechs Prozent der Nutzer von PCs, Laptops oder Smartphones verzichten komplett auf Zugangssperren, die genutzten Passwörter könnten in vielen Fällen einfach zu knacken sein. Das zeige eine repräsentative YouGov- Befragung von 2038 deutschen Arbeitnehmern im Auftrag des GDV. „Unternehmen müssen ihre Mitarbeiter besser auf die wachsenden Gefahren aus dem Netz vorbereiten“, sagt Peter Graß, Cyberversicherungsexperte des GDV. „Cyberangriffe sind selten ausgefeilte Angriffe durch Netzwerklücken, viel öfter entstehen Schäden durch Mitarbeiter, die eine infizierte Email öffnen.“ 13 Prozent der Arbeitnehmer gaben laut Studie an, bereits Spam-Mails an ihrem Arbeitsplatz geöffnet zu haben.

Gerade in Unternehmen mit weniger als zehn Mitarbeitern gebe es häufig nur rudimentäre Sicherheitsvorgaben: Hier habe knapp jeder fünfte Mitarbeiter (18 Prozent) an seinem Arbeitsplatzrechner überhaupt keinen Passwortschutz, während gleichzeitig jeder zweite Mitarbeiter mit weitgehenden Administratorenrechten für seinen Arbeitsplatzrechner ausgestattet sei.

Aber auch in großen Unternehmen mit mehr als 250 Mitarbeitern klaffen der Studie zufolge teils eklatante Sicherheitslücken. Beispiel: Von den Mitarbeitern, die in Großunternehmen Zugang zu Rechnern haben, dürfen ein Drittel (32 Prozent) an diesen Rechnern auch private USB-Sticks nutzen. r

Smartphones vor historischem Rekord

Göttingen / Berlin. Beim Thema „Smart Home“ spielt das Smartphone oft eine entscheidende Rolle – vor allem im Hinblick auf die Steuerung anderer Geräte. Dazu passt eine Meldung des Digitalverbands Bitkom: Danach steht der Umsatz mit Smartphones in Deutschland vor einem neuen Rekord. Laut einer Bitkom-Prognose werden 2019 in Deutschland mit Smartphones 11,9 Milliarden Euro eingenommen – ein Plus von elf Prozent gegenüber dem bisherigen Rekordjahr 2018.

Die Anzahl der verkauften Geräte bleibe mit 22,4 Millionen Smartphones auf hohem Niveau stabil (2018: 22,6 Millionen). Smartphones ab einer Display-Größe von 5,5-Zoll – sogenannte Phablets – würden den Markt inzwischen dominieren: 18,4 Millionen verkaufte Geräte fallen demnach in diese Kategorie. Dabei verschwimmen die Grenzen zwischen beruflicher und privater Nutzung gerade im hochpreisigen Segment zunehmend. Olaf May, Mitglied im Bitkom-Präsidium: „Ein Smartphone, das tagsüber im Projektmanagement oder zur Erfassung von Kundendaten im Einsatz ist, wird zwischendurch zur Spielkonsole und abends zum Fernsehempfänger und Fotoalbum. Für Lehrer kann ein Smartphone ein Arbeitsmittel sein, für Schüler ein Bildungsmedium.“

Die durchschnittlichen Stückpreise für Smartphones steigen jährlich. In diesem Jahr geben Verbraucher laut Bitkom im Schnitt 532 Euro für ein Smartphone aus – das sind zwölf Prozent mehr als im Vorjahr. Im Gegensatz dazu sinken übrigens die Durchschnittspreise für Fernseher. Im Schnitt geben Verbraucher laut Bitkom 587 Euro für ein TV-Gerät aus, 13 Euro weniger als im Jahr 2018. r