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Tabuthema Inkontinenz

Tabuthema Inkontinenz

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Inkontinenz, vor allem die sogenannte Stuhl- oder Analinkontinenz, ist für jeden Betroffenen ein heikles Thema. Mit der Symptomatik verbunden sind dabei hohe psychische Belastungen. Dr. med. Udo Iseke ist erfahrener Facharzt für Allgemein- und Visceralchirurgie und Proktologie. Als Chefarzt leitet er seit mehr als einem Jahrzehnt die Allgemein- und Viceralchirurgie am St. Martini Krankenhaus in Duderstadt und hat sich dort inbesondere auf Erkrankungen des Enddarms spezialisiert. Der Eichsfelder arbeitet beständig daran, das Thema Stuhlinkontinenz aus der Tabuzone zu holen.Göttinger Tageblatt: "Erleben Sie in Ihrem Alltag immer noch, dass Inkontinenz ein Tabuthema ist?"Dr. med. Udo Iseke: Ja. Insbesondere ältere Patienten schämen sich häufig, über dieses Thema zu reden. Dabei ist es eine Erkrankung wie jede andere."Wir können Sie dem Patienten die Scham nehmen?"Wir sollten über dieses Thema offen reden - wie beispielsweise jetzt in der Presse -, um auf Behandlungsmöglichkeiten aufmerksam zu machen. Wir Mediziner müssen den Patienten bewusst machen, dass Inkontinenz eine Erkrankung und kein körperlicher Makel ist.

Chirurgische Möglichkeiten und sakrale Nervenstimulation


"Warum wird man eigentlich inkontinent?"


Die Ursachen für Stuhlinkontinenz sind sehr vielfältig. Häufiger Auslöser ist eine Schwäche der Beckenbodenmuskulatur und des Schließmuskels im Alter. Aber auch Verletzungen wie beispielsweise infolge einer Geburt oder Operationen oder chronisch entzündliche Darmerkrankungen können die Funktion des Schließmuskels beeinflussen. Auch Erkrankungen wie Diabetes mellitus, ein Schlaganfall, Multiple Sklerose oder Demenz können eine Stuhlinkontinenz verursachen. Organerkrankungen wie Hämorrhoiden, ein Mastdarmvorfall oder auch bestimmte Medikamente sind ebenfalls mögliche Auslöser.

"Was kann man präventiv tun?"

Als präventive Maßnahmen sind insbesondere Beckenbodengymnastik und eine Stuhlgangsregulierung zu nennen, also ein Dreiklang aus Ernährung, Flüssigkeitszufuhr und Bewegung. Übergewicht sollte, wenn immer möglich, auch zur Vorbeugung einer Inkontinenz reduziert werden.

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FOTO: R

Dr. med. Udo Iseke Facharzt für Allgemein- und Visceralchirurgie und Proktologie St. Martini Krankenhaus Duderstadt 

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„Schrittmacher“ gegen Analinkontinenz – der medtronic InterStim II. FOTOS: MEDTRONIC

"Ist der Weg zur Windel alternativlos oder gibt es Behandlungsmöglichkeiten?"

Inkontinenzvorlagen sind eine Alternative, allerdings sicher nicht das Mittel der ersten Wahl. Hierbei lauern eine Menge Gefahren. Durch die Feuchtigkeit im Dammbereich werden beispielsweise Hauterkrankungen, Pilzinfektionen sowie Harnwegsinfekte begünstigt. Gleichfalls muss der Patient mit einer gewissen Geruchsbelästigung kämpfen. Moderne Behandlungsmethoden zielen auf eine Stärkung der Schließmuskulatur ab. Dies kann man zunächst konservativ mit einer lokalen Elektrostimulation versuchen. Sollte dies nicht zum Erfolg führen, steht die sogenannte sakrale Nervenstimulation zur Verfügung. Hierbei wird ein Schrittmacher in der Gesäßregion implantiert, welcher die nervale Versorgung des Schließmuskels und des Beckenbodens stärkt.

"Welche Risiken bergen chirurgische Behandlungsoptionen? Ist die Technik Analschrittmacher sicher? Was ist bei betagteren Patienten zu beachten, die gleichzeitig an mehreren Erkrankungen leiden?"

Natürlich hat jeder operativer Eingriff gewisse Risiken und Gefahren. Verglichen mit den sozialen Einbußen und sonstigen Problemen infolge einer Inkontinenz sind diese allerdings aus meiner Sicht vertretbar. Vorteil der sakralen Nervenstimulation ist beispielsweise, dass diese zunächst zeitlich begrenzt durch einen äußerlich fixierten Schrittmacher getestet wird. Erst wenn die Methode für den Patienten einen Erfolg zeigt, wird ein dauerhaftes Systems implantiert. Diese Technik ist aus meiner Sicht sehr sicher. Vergleichbar mit Herzschrittmachern sind auch Analschrittmacher seit vielen Jahren in der Anwendung.

Grundsätzlich ist diese Methode bis ins hohe Alter hin anwendbar und sollte nach entsprechend durchgeführter präoperativer Diagnostik immer mit dem Patienten im Sinne einer Einzelfallentscheidung besprochen werden.

Kontakt

Dr. med. Udo Iseke
St. Martini gGmbH
Göttinger Straße 34
37115 Duderstadt
Telefon 05527 842-350
u-iseke@kh-dud.de

Telefonsprechstunde

Stuhlinkontinenz
Dienstag, 5. 2. 2019
16.00 – 18.00 Uhr

Dr. Udo Iseke
Facharzt für Allgemein- und Visceralchirurgie und Proktologie
St. Martini gGmbH
08 00 / 1 23 43 28