Wie viel Sterne vergeben Sie denn so am Tag? Wie viel Likes haben Sie heute schon gesammelt? Ist die Zahl einstellig oder gar zweistellig, verfügen Sie vielleicht sogar über eine beachtliche Zahl an Followern? Zahlen haben in unserer Zeit eine enorme Macht gewonnen, denn sie suggerieren zum einen, dass alles vergleichbar ist und zum anderen, dass mehr besser ist. Dem großen Ranking kann niemand mehr entgehen und selten gibt es verbindliche, objektive Bewertungsmaßstäbe. Gäbe es sie, bräuchte es wohl meist mehr als einen Klick und die Sache würde anstrengend.
Auch wir Theaterleute fragen uns natürlich ständig, woran wir die Qualität unserer Arbeit messen sollen. Ist eine Produktion mit hohen Besucherzahlen automatisch künstlerisch besser als eine, die von weniger Zuschauern besucht wird. Oder gilt etwa die Gleichung »weniger Besucher = weniger Mainstream = mehr Kunst«?
Eine einfache Formel zur Bewertung von Theater gibt es nicht. Publikum und Theaterleute müssen sich zu jeder Inszenierung verhalten und legen dabei oft unterschiedliche Kriterien an. Höchstes Glück aber herrscht, wenn sie in ihrem Urteil übereinstimmen, wie das gerade bei unseren Eröffnungsproduktionen »Vögel« und »Was ihr wollt« der Fall ist.
Auch wenn Zahlen also nicht alles sind, freue ich mich darüber, dass auch in der Spielzeit 2018/19 wieder mehr Zuschauer das Deutsche Theater Göttingen besucht haben als in der vorausgegangenen Saison und wir die Platzausnutzung signifi - kant steigern konnten.
Ihr
Erich Sidler
Bildunterschrift Intendant
