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Rüben seit 2006 im Dauerversuch

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Der Systemversuch Fruchtfolge in Harste ist durch den Bau der Stromtrasse Südlink in Gefahr. Foto: IfZ

Prominenter Besuch beim Göttinger Institut für Zuckerrübenforschung (IfZ): Die Kreis-Dezernentin Marlies Dornieden besuchte das Institut mit seinem digitalen Experimentierfeld FarmerSpace auf einer Versuchsfläche in Harste. Vorgestellt wurden Arbeiten in den Forschungsprojekten RhizoWheat und FarmerSpace. Darüber hinaus erhielt Dornieden Einblicke in den bundesweit einmaligen, seit 2006 bestehenden Systemversuch Fruchtfolge in Harste.      

Besuch beim Institut für Zuckerrübenforschung in Göttingen

Als Einleitung gab Dr. Nicol Stockfisch, zuständig für die Öffentlichkeitsarbeit beim IfZ, einen kurzen Überblick zu den Arbeiten des Instituts. Das IfZ ist die einzige bundesweit tätige Forschungseinrichtung zur Entwicklung von Verfahren eines nachhaltigen Zuckerrübenanbaus. Es wird wissenschaftliche und technische Forschung für den aktuellen und zukünftigen Zuckerrübenanbau betrieben und es soll ein nachhaltiger und effizienter Weg für die praktische Landwirtschaft geebnet werden. 
     

Der Zuckerrübenanbau muss – ebenso wie die Landwirtschaft allgemein – steigende Anforderungen an die Umweltverträglichkeit erfüllen. Dazu gehört die Prüfung alternativer Pflanzenschutzmethoden. Ein weiteres Thema ist die Zuckerrübenpflanze als ein wichtiger Bestandteil vielseitiger Fruchtfolgen. 
    

Nutzung und Nachhaltigkeit digitaler Technologien in der Landwirtschaft

Im Zuge der landwirtschaftlichen Digitalisierung ist im IfZ die Arbeitsgruppe für Sensorik und Datenanalyse seit einigen Jahren ein wichtiger institutioneller Bestandteil. Auch Vertreter des digitalen Experimentierfeldes waren an diesem Tag vertreten, um die Besonderheit einer gemeinsamen Versuchsplattform von Forschung, Beratung und Industrie zu verdeutlichen und die Wichtigkeit von transparenten und für den Landwirt nutzbaren Ergebnissen und Innovationen zu vermitteln. Zu diesem Zweck wurde ein Drohnenflug über dem Dauerversuch durchgeführt und die Vorgehensweise erläutert. Neben den sensorischen Aspekten wurde zusätzlich ein Einblick in die genaue Erfassung standortspezifischer Wetterdaten anhand des in Göttingen entwickelten Mikroklimasensors von Agvolution gegeben. 
  

Marlies Dornieden brachte aktuelle Fragen aus Praxis und Forschung in die Diskussion ein. Vor allem stellt sich die Frage des Nutzens digitaler Technologien und Dauerversuchen für die praktische Landwirtschaft. Als Betriebswirtin sind für Dornieden der Mehrwert und die Ertragserhöhung durch den Einsatz digitaler Technologien von Bedeutung. Ein berechtigter Ansatz, da eine Umstellung des Betriebskonzeptes oft mit hohen Investitionen verbunden ist. 
   

Der Einsatz neuer Technologien lässt sich besonders für die Früherkennung von Krankheiten oder punktueller Mangelsituationen (wie Nährstoffmangel) im Feld nutzen. Eine Ertragssteigerung in größerem Ausmaß sei durch die Innovationen zwar nicht zu erwarten, weil das Ertragsniveau in Deutschland bereits sehr hoch ist, so die Information der Zuckerrüben-Forscher. Aber: Aus ökonomischer Sicht sei nicht zu unterschätzen, dass eine punktuelle anstatt einer flächigen Ausbringung von Pflanzenschutz- und Düngemitteln sowie eine Früherkennung von Krankheiten im Feld zu einer deutlichen Senkung der anfallenden Kosten für den Landwirt führen kann. 
     

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Dezernentin Marlies Dornieden informierte sich auf dem Feld über die Arbeit des Instituts für Zuckerrübenforschung. Foto: IfZ

Der Systemversuch Fruchtfolge in Harste

In den letzten Jahren hat der Zuckerrübenanbau einen wahren Umschwung der Rahmenbedingungen und in den Fruchtfolgen erlebt. Seit 2015 stieg im Zuckerrübenanbau der Zwischenfruchtanbau auf über 60 Prozent der Anbauflächen. Dabei dominieren bundesweit reine Getreidefruchtfolgen und Winterweizen als direkte Vor- und Nachfrucht. Durch eine zukünftige Konzentration des Zuckerrübenanbaus in Fabriknähe stellt sich weiterhin vermehrt die Frage zur optimalen Anbaupause zwischen den Rüben-Anbaujahren. Der Systemversuch Fruchtfolge des IfZ geht dieser Fragestellung bereits seit 2006 nach und untersucht dabei auch die Wirkung verschiedener Vorfrüchte (Winterraps, Winterweizen) auf den Ertrag. Aber auch die Wirkungsweise unterschiedlicher Fruchtfolgen auf die Rübenqualität durch eine Integrierung von Silomais und Körnererbsen werden untersucht. Seit 2018 wird der Einfluss der Diversität der Fruchtfolge auf die Diversität der boden- und vegetationsassoziierten Fauna und wildwachsenden Pflanzenarten geprüft. Seit 2020 wird außerdem im Verbundprojekt RhizoWeat die Auswirkung der Stickstoffdüngung auf die Bestandsentwicklung, das Wurzelwachstum und den Ertrag von Winterweizen untersucht. Der Systemversuch Fruchtfolge in Harste bietet dabei besonders durch den Löss-Boden und einer ebenen Fläche optimale Feldversuchsbedingungen.

Der Versuch ist allerdings in Gefahr durch die Stromtrasse Südlink, deren Verlauf sehr nahe am Versuchsfeld in Harste geplant ist. Der seit 2006 etablierte Dauerversuch kann nicht verlegt werden, so dass eine Trassenführung über die Versuchsfläche das Aus für den bundesweit einmaligen Fruchtfolgeversuch bedeuten würde.