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100 Jahre Otto Bock

„Respekt, Vertrauen, Verlässlichkeit“

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Hans Georg Näder im Gespräch mit Peter Maffay bei einem Treffen im Tabalugahaus. FOTO: HINZMANN

„Futuring Human Mobility“

Was Freundschaft für sie bedeutet, darüber haben der Ottobock-Geschäftsführer Hans Georg Näder und der Rockmusiker Peter Maffay bei einem Treffen im Tabalugahaus in Duderstadt gesprochen. Die beiden sind seit einigen Jahren eng miteinander verbunden. Bei Kaffee und einer Brotzeit mit Eichsfelder Stracke erinnerten sich die beiden an ihre erste Begegnung. „Unsere Geschichte entsteht eigentlich ganz typisch durch einen Zufall“, sagte Näder. Der Unternehmer initiierte vor einigen Jahren das Eichsfeld Festival. „Duderstadt ist ja wie ein norddeutsches Verona mit toller Fachwerkkulisse.“ Rockmusik sollte dort auf die Bühne gebracht werden, überlegte er – und gleich fiel Maffays Name, der zusagte, aufzutreten. Parallelen in den Lebenswegen „Man gibt sich die Hand und weiß eigentlich, dass man sich versteht“, sagte Näder über sein Treffen mit dem Musiker. „Ich habe von Hans Georg gelernt, was kurze Wege sind“, erwiderte dieser. „Wir haben uns immer schnell verständigt über gemeinsame Dinge.“ Die beiden fanden Parallelen in ihren Lebenswegen, erzählen sie.Der eine, dessen Familie aus Rumänien auswanderte und der in Deutschland eine Karriere als Rockmusiker machte. Und der andere, dessen Familie durch den zweiten Weltkrieg Flucht und Migration im eigenen Land erlebte und sich im katholischen Eichsfeld niederließ. „Wir haben festgestellt, dass unsere Geschichten, so unterschiedlich sie auch sind, über die Faktoren Mensch, Vertrauen, Verlässlichkeit zusammenkommen. Unsere Freundschaft ist gewachsen, weil wir uns da in den Werten sehr nah sind“, sagte Näder. Dabei habe er so wenig Ahnung von Musik, wie Maffay von Prothesen.Etwa 8000 Mitarbeiter in über 50 Ländern arbeiten für die Firmengruppe Ottobock, die unter anderem medizinische Prothesen und Rollstühle herstellt. Näder übernahm den Duderstädter Betrieb bereits im Alter von 28 Jahren von seinem Vater. „Hans Georg ist ein Phantom“, sagte Maffay. „Man muss als Freund viel Glück haben, ihn zu erwischen. Aber es ist nicht wichtig, wie oft man sich sieht.“Ein „Projekt unter Freunden“Im Jahr 2012 weihten die beiden gemeinsam das Tabalugahaus an der Marktstraße ein. Es ist Teil der Initiative „Schutzräume für Kinder“ in Duderstadt. Die im Jahr 2000 gegründete Peter Maffay Stiftung ermöglicht nach eigenen Angaben traumatisierten, chronisch kranken oder behinderten Kindern und Kindern aus Krisenregionen an mehreren Standorten in Deutschland und im Ausland therapeutische Aktiv- und Erlebnisaufenthalte. Das Tabalugahaus in Duderstadt sei ein „Projekt unter Freunden“.„So viele Egoisten nehmen Stiftungen und ziehen ihnen das Mäntelchen des Guten über zur Imagepflege“, sagte Näder im Tabalugahaus. „Wir brauchen das nicht fürs Ego. Wir fragen uns: Wie können wir das maximale Drehmoment erreichen? Das ist das Commitment zwischen zwei Männern, die sagen, das ist eine gute Sache und da wollen wir uns engagieren.“Komplementäre CharaktereAbgesehen von ihrem sozialen Engagement seien die beiden aber verschieden. „Das rumänische Temperament kann man gut anzünden“, scherzte Näder. „Ich bin eher ein norddeutsches Kaltblut.“ Aber das Komplementäre sei es, worum es geht, meinte Maffay. „Wenn man das zusammenlegt, macht das viel Sinn. Die eine Seite ist die unternehmerische Komponente, die andere Seite ist die Reichweite des Künstlers.“Dass sie sich selber nicht so wichtig nehmen würden, ist eine ihrer Gemeinsamkeiten. Es braucht nie viele Worte zwischen ihnen, erzählen die beiden. „Frauen kommunizieren ja anders als Männer. Männer reduzieren das ,to the max’“, sagte der Ottobock-Chef. „Es braucht keinen Kontext. Der eine weiß, was der andere sagen will.“„Im Grunde genommen will der eine dem anderen nicht auf den Geist fallen mit seinen Problemen“, sagte der Rockmusiker. „Man bietet dem anderen an, teilzunehmen an seinen Problemen. Aber man überrollt nicht.“ Näder könne seine Angelegenheiten allein regeln. „Darum läuft es darauf hinaus: Wenn du was brauchst, dann melde dich. Ansonsten rücke ich dir nicht zu dicht auf die Pelle.“Nicht bedingungslosDazu sei es für Maffay selbst in letzter Zeit weniger gekommen. „Das hat aber vielleicht auch damit zu tun, dass etliche Vorgehensweisen und etliches Umgehen mit Themen und Problemen jetzt erlernt ist“, sagte der 69-Jährige während der Brotzeit.Eine Männerfreundschaft ist für Näder und Maffay aber nicht bedingungslos. „Wenn das Vertrauen gebrochen wird“, sagte Näder, dann könne sie in die Brüche gehen. „Aufrichtigkeit halte ich für total wichtig.“ Doch zwischen den beiden scheint das unwahrscheinlich: „Respekt, Vertrauen, Verlässlichkeit. Das können wir blind.“

Hans Georg Näder und Peter Maffay über ihre Männerfreundschaft

Das Duderstädter Tabalugahaus

Das im Jahr 2012 gegründete Tabalugahaus an der Marktstraße in Duderstadt bietet einen „Schutzraum für Kinder“ und kooperiert mit der Peter Maffay Stiftung. 500 bis 700 Kinder verbringen dort nach Angaben der Mitarbeiter jedes Jahr einen fünf- bis zehntägigen Gruppenaufenthalt. Vor allem Kinder mit Behinderungen und Mobilitätseinschränkungen kommen nach Duderstadt. Hier sollen sie einen Ort vorfinden, an dem sie in einer intakten Gemeinschaft Kraft schöpfen und sich von ihrem belastenden Alltag erholen können, wie es auf der Website des Hauses heißt. Das Tabalugahaus sei „ein Riesengeschenk“, findet der Duderstädter Bürgermeister Wolfgang Nolte. Neben den Gruppenaufenthalten ist seit dem Jahr 2016 eine Kindertagesstätte an das Haus angebunden.

„Futuring Human Mobility“

Zum 100-jährigen Jubiläum bringt Professor Hans Georg Näder die Zukunftsvisionen kluger Köpfe weltweit in einem Buchprojekt zusammen

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Hans Georg Näder und Verleger Gerhard Steidl. FOTO: CHRISTOPH NEUMANN

Wer Hans Georg Näder kennt, weiß, dass Stillstand ein No-Go für den Visionär, Global Citizen und Entrepreneur ist. Vielmehr geht es ihm darum, offen für Neues zu sein, Gelerntes zu hinterfragen und schon in der Gegenwart mit einem Bein fest in der Zukunft zu stehen. Bei Ottobock treibt er deshalb bereits seit Jahren das Futuring, die aktive Gestaltung der Unternehmenszukunft, voran. Kein Wunder also, dass Futuring auch Titel und Leitthema des Buchs ist, mit dem das Unternehmen im Jubiläumsjahr in die Zukunft blickt. Getreu der Mission von Ottobock beleuchtet es die Zukunft von Human Mobility, der menschlichen Mobilität.

Wie werden wir morgen leben? Welche Rolle spielen künstlich intelligente Roboter? Fahren Autos im nächsten Jahrzehnt bereits autonom? Verschmelzen Mensch und Maschine künftig zu einer Einheit? Das sind einige der Fragen, denen Ottobock mit mehr als 30 internationalen Vordenkern unserer Zeit nachgeht. „Mit dem Buch wollen wir den Diskurs über die menschliche Zukunft befeuern. Wir beschäftigen uns darin mit Fragen, die uns alle heute schon bewegen, aber morgen umso drängender werden“, sagt Mark C. Schneider, Leiter der Unternehmenskommunikation, dessen Team das Buchprojekt koordiniert hat.

Neben Größen wie Stararchitekt Sir David Chipperfield oder Gordon Wagener, Chefdesigner bei Daimler, besuchte das Produktionsteam des Buchs auch wissenschaftliche Pioniere und Vorreiter wie Kevin Warwick. Der Forscher an der britischen Coventry University ließ sich 1998 als erster Mensch einen RFID-Chip implantieren. Über den Fortgang der Forschung sprach das Team mit dem Göttinger Nobelpreisträger Stefan Hell. Trotz zahlreicher Rückschläge und der Ablehnung der deutschen Wissenschaftscommunity kämpfte er für seine Theorie und umging die Auflösungsgrenze optischer Mikroskope.

Eine weitere bewegende Geschichte ist die von Martine Rothblatt. Als bei einer ihrer Töchter eine seltene Erkrankung diagnostiziert wurde, steckte sie ihr Erspartes in die Erforschung eines Heilmittels. Das waren die Anfänge eines Milliardenunternehmens. Heute setzt sie sich für die Verpflichtung zum technologischen Fortschritt ein. „Es ist großartig, dass wir so viele inspirierende Persönlichkeiten aus Wissenschaft, Wirtschaft und Politik für das Projekt gewinnen konnten“, so Mark C. Schneider. „Ich freue mich sehr darauf, in einigen Jahren durch die Seiten zu blättern und die Annahmen von heute mit der tatsächlichen Entwicklung zu vergleichen.“

Erscheinen wird das Buch im renommierten Steidl Verlag in Göttingen. Verleger Gerhard Steidl begleitete den Buchdruck persönlich und konzeptionierte eine aufwendige Kunstedition. Die Komposition aus dem Ottobockschen Kunststoff Technogel und Aluminium wird von einem Werk der Berliner Künstlerinnen Eva & Adele geziert. Die Lichtinstallationen „Futuring“ des Duos bringt schon jetzt die Fabrikschornsteine der Ottobock-Standorte in Duderstadt und Bötzow zum Leuchten.

Im Innern entführen die Aufnahmen des Berliner Fotografen Christoph Neumann und die Texte des Autoren Thomas Huber die Leser in die Zukunft. Großzügige Bildwelten geben Einblicke in das Wirken und Schaffen der Vordenkerinnen und Vordenker und erwecken die tiefgründigen Interviews und Beiträge vollends zum Leben. Wer das „Futuring“ der menschlichen Mobilität digital erleben möchte, kann ab dem 18. Februar unter www.futuringhumanmobility.de in Auszüge des Buchs eintauchen.