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Psychische Erkrankungen machen auch vor dem Alter nicht Halt

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Klinik für Psychiatrie und Psychotherapie: Dr. Claudia Bartels, Dr. Ruth Vukovich und Dr. Katrin Radenbach (von links). FOTO: CASPAR

Bei Senioren werden nicht selten neue oder wieder auftretende psychische Erkrankungen nicht rechtzeitig erkannt. Die Behandlung steigert jedoch die Lebensqualität erheblich. Entsprechende Angebote macht die Klinik für Psychiatrie und Psychotherapie der Universitätsmedizin Göttingen an der Von-Siebold-Straße 3/5. „Seelische Erkrankungen sind auch in der zweiten Lebenshälfte meist sehr gut behandelbar“, sagt Dr. Katrin Radenbach, die die Tagesklinik für Ältere Menschen an der Universitätspsychiatrie leitet. Senioren können durch den Verlust eines Angehörigen Depressionen oder Angstsymptome entwickeln. Anderen machen lange verdrängte Traumata aus der Kriegszeit oder von Flucht und Vertreibung zu schaffen. „Es gibt gute, nicht abhängig machende Medikamente gegen Depressionen sowie für die Behandlung von Angst- und Schlafstörungen“, führt Radenbach aus. Neben medikamentöser Behandlung wird in der Tagesklinik den Patienten auch psychotherapeutisch und mit anderen Verfahren wie physiotherapeutischen Angeboten und Ergotherapie geholfen. Wichtig ist eine auf die jeweilige Situation zugeschnittene Sozialberatung. Zusätzlich stehen die diagnostischen Möglichkeiten der Universitätsmedizin zur Verfügung. Ein Vorteil der Tagesklinik ist, dass die Patienten die Abende und Wochenenden zuhause verbringen können. „Mit höherem Lebensalter steigt die Zahl der Demenzerkrankungen“, berichtet Dr. Ruth Vukovich, die die Gedächtnisambulanz der Klinik für Psychiatrie und Psychotherapie der Universitätsmedizin ärztlich leitet. Wer Konzentrationsstörungen, Gedächtnisprobleme und Wortfindungsstörungen bemerkt, kann sich dort untersuchen lassen.                      

Göttinger Klinik für Psychiatrie und Psychotherapie verfügt über vielfältige Angebote zur Diagnostik und Therapie.

„Mit einer neuropsychologischen Untersuchung überprüfen wir, ob die Schwierigkeiten über normale, altersbedingte Veränderungen hinausgehen“, führt Dr. Claudia Bartels, die Leitende Psychologin der Klinik, aus. Ist das der Fall, folgt eine diagnostische Abklärung mit weiteren Untersuchungen. So werden auch therapierbare Ursachen, wie Vitaminmangel, Infektionen, Schilddrüsenerkrankungen ausgeschlossen. Eine neurodegenerative Demenz lässt sich dagegen trotz intensiver Forschung noch nicht heilen. Der Krankheitsverlauf kann jedoch vor allem bei früher Diagnosestellung durch Medikamente und andere Maßnahmen verzögert werden. Desweiteren existieren Gruppenangebote für Betroffene und deren Angehörige.

„Menschen mit Demenz leiden häufig auch unter Depressivität, Unruhe oder Aggressivität“, erläutert Bartels. Damit umzugehen ist insbesondere für Angehörige nicht leicht. In den Gruppen erfahren sie unter anderem, dass es nicht hilfreich ist, Betroffene zu korrigieren. Stattdessen stehen Strategien im Vordergrund, den Patienten wertschätzend zu begegnen, die emotionale Nähe zu suchen und das biografische Wissen zu pflegen. „Für Patienten aus Alten- und Pflegeheimen, die nicht mehr in unsere Ambulanz kommen können, bieten wir eine aufsuchende psychiatrische Versorgung an“, berichtet Radenbach, die gemeinsam mit Dr. Sarah Trost dieses Angebot innerhalb der Psychiatrischen Institutsambulanz leitet. 14 Heime in Göttingen und angrenzenden Gemeinden betreut das Team. „Selbst bei Schwerstkranken können wir noch viel zur Steigerung der Lebensqualität beitragen“, betont Radenbach.

Zum gerontopsychiatrischen Schwerpunkt der Klinik für Psychiatrie und Psychotherapie der Universitätsmedizin gehört zudem eine interdisziplinäre psychiatrisch-neurologische Station, die psychiatrisch von Privatdozent Dr. Dr. Björn Schott geleitet wird und über 20 Plätze verfügt. Hier werden schwerer erkrankte Patienten umfassend behandelt. mic