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130 Jahre Göttinger Tageblatt

Liebes Göttinger Tageblatt!

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FOTO: SIEVERT

Die Zeitungslektüre ist für mich am Frühstückstisch so unverzichtbar wie Brötchen oder Marmelade. Bevor ich in den Tag starte, möchte ich wissen, was die Menschen bewegt, in der Welt, aber auch „nebenan“. Es gibt kein anderes Medium, das so zuverlässig Nachrichten aus der Region liefert. Das ist eine der großen Stärken des Göttinger Tageblatts. Ich lese die Zeitung seit 40 Jahren.Obwohl 130 Jahre eine lange Zeit sind, gehört das Tageblatt nicht zu den ältesten Zeitungen in Deutschland. Als Kulturgut haben sie eine viel längere Tradition. Bereits Mitte des 17. Jahrhunderts wurde die Tageszeitung in Leipzig erfunden und entwickelte sich zum Sprachrohr eines selbstbewusst auftretenden Bürgertums. Dem Geist der Aufklärung verpflichtet, wurde sie das zentrale Medium einer räsonierenden Öffentlichkeit, die ihre Rechte gegen absolutistische Herrscher einforderte. Die freie Presse leistete einen wesentlichen Beitrag für die Entwicklung unserer westlichen Demokratie. Deshalb bezeichnet man sie auch als vierte Staatsgewalt neben Exekutive, Legislative und Judikative.Der Presse kommt also eine besondere Aufgabe zu. Für unsere Demokratie sind verlässliche Informationen und gut recherchierte Fakten unverzichtbar. Bürgerinnen und Bürger haben erst dadurch die Möglichkeit, sich eine eigene fundierte Meinung zu bilden.In einer postfaktischen Demokratie, wie sie Donald Trump vorlebt, wäre das nicht möglich. Wenn traditionsreiche Blätter wie New York Times und Washington Post als „Fake News“ verhöhnt werden, wenn Fakten nicht mehr zweifelsfrei gelten, gibt es für die Bürgerinnen und Bürger keine objektiven Maßstäbe mehr, die Leistungen und Fehlleistungen von Regierungen zu beurteilen. Das wird jenen, die Zeitungen als altmodisch abtun, spätestens dann bewusst, wenn Bots und Trollfabriken auf Twitter und Facebook gezielt provozieren und mit falschen Behauptungen Unruhe stiften. Vielen Menschen reichen kostenfreie Nachrichtenportale im Internet oder der Newsfeed ihrer Facebook-Blase aus. Manche sind bereits in parallele Öffentlichkeiten voller Verschwörungstheorien abgedriftet und kaum noch erreichbar.Deshalb ist es wichtig, dass wir das „Prinzip Zeitung“ verteidigen, wie Matthias Döpfner vom BDZV ausführte: Im Gegensatz zu den einschlägigen Netzwerken und Plattformen im Internet entscheiden hier nicht Algorithmen, was publiziert und geteilt wird. „Sondern eine klar identifizierbare Absenderschaft, ein Verlag, eine Marke, eine Redaktion, ein Chefredakteur, ein Journalist, ein Autor treffen Entscheidungen und übernehmen für diese Verantwortung“. Ohne diese Verantwortung, die der klar erkennbare Absender übernimmt, sind Zeitungen nicht denkbar.Wir müssen den Lokalzeitungen den Rücken stärken. Qualitätsjournalismus ist keine Selbstverständlichkeit. Es gibt ihn auch nicht zum Nulltarif. Aber er wird mehr denn je gebraucht. Deshalb wünsche ich dem Göttinger Tageblatt alles Gute zum Geburtstag, und dass es uns, seine treuen Leserinnen und Leser, noch viele Jahre begleiten wird.Ihr Thomas Oppermann (SPD) MdB

   

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FOTO: R

In diesem Jahr blickt das Göttinger Tageblatt auf 130 Jahre Zeitungsgeschichte zurück. Seine Gründung 1889 durch Gustav Wurm fällt in eine Zeit, die durch die Industrialisierung geprägt ist. Technische Neuerungen wie die Schnellpresse, die Rotationsmaschinen und Linotype Setzmaschinen machen eine hohe Auflage an Druckerzeugnissen erst möglich. Hinzu kommt, dass das Interesse der Bevölkerung an Politik und gesellschaftlichen Themen stetig steigt. Sind es im Jahr 1750 noch 10 Prozent, die lesen und schreiben können, sind es um 1870 schon fast 90 Prozent. Das GT, wie es im Volksmund heißt, prägt seit dieser Zeit die Presseberichterstattung in Südniedersachsen. Und wir hoffen, dass dies noch viele Jahre so bleiben wird.

Denn: Die freie Presse ist ein Grundpfeiler unserer Demokratie. Erst durch objektive Berichterstattung wird die Meinungsbildung innerhalb unserer Gesellschaft ermöglicht. Und auch wenn wir als Teil des Politikbetriebes nicht immer mit der Berichterstattung einverstanden sind, sind die Medien doch unabdingbar. Wir brauchen diverse Meinungen, wir brauchen Auseinandersetzung und Streit. Und wir brauchen unabhängigen Journalismus. Mehr denn je in Zeiten von Facebook, Twitter und Instagram.

Die Digitalisierung und das Internet haben die Medien weltweit verändert. Nachrichten müssen heute schnellst möglich verbreitet werden. Der Mediennutzer hat den Anspruch sich möglichst umfassend und möglichst schnell „online“ informieren zu können. Es besteht die Gefahr, dass dabei ein gut recherchierter Journalismus zu kurz kommt.

Wir alle können durch unser Medienverhalten dazu beitragen, dass wir auch in Zukunft noch lokale Tageszeitungen lesen können. Indem wir sie abonnieren und auch online für gut recherchierte Inhalte zahlen. Denn um diese Säule unserer Demokratie zu erhalten, brauchen wir die Menschen, die hinter diesen Texten stecken. Wir brauchen Journalisten, die ihre Arbeit gerne machen und die ihren Teil zu unserer demokratischen Gesellschaft beitragen wollen. Auch diesen gehört daher an dieser Stelle mein Glückwunsch und Dank!

Fritz Güntzler (CDU) MdB

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FOTO: RICHTER

130 Jahre Geschichten aus Göttingen sind 130 Jahre gelebte und dokumentierte Geschichte. Die Zeitung aus Südniedersachsen hat viele Umbrüche überlebt und gehört zu Stadt und Region wie Gänseliesel, Universität und Leine.

Von der ersten Ausgabe 1889 bis zum heutigen Tage hat das Göttinger Tageblatt in sehr wechselvoller Geschichte das Zeitungsleben in Südniedersachsen geprägt. Zur Geschichte gehört auch die des aktiven Unterstützers der Nationalsozialisten und Adolf Hitlers zwischen dem ersten und zweiten Weltkrieg… und die Neuerscheinung als demokratische Zeitung nach 1945. Sich dieser Geschichte bewusst zu sein und die Lehren für eine unabhängige, kritische und demokratische Presse sollte auch nach 130 Jahren Verpflichtung für die Macher und Macherinnen des Göttinger Tageblatts bleiben.

Ich persönlich lese meine Heimatzeitung, weil ich damit überall ein Stück Heimat dabei habe und immer weiß, was in Göttingen und Umgebung passiert: alle großen und kleinen Geschichten aus erster Hand.

Tageszeitungen sind wichtig, denn sie verbreiten geprüfte Informationen, berichten unter anderem aus Kommunal-, Landes- und Bundespolitik und hinterfragen Regierungshandeln. Doch die Auflagen fallen und gleichzeitig überschwemmen uns soziale Netzwerke mit Hass und Hetze und Fake News.

Wie wichtig dies ist, konnte ich selbst erfahren. Es waren Recherchen des Göttinger Tageblatts, die die Fälschungen der BILD gegen mich aufdeckten und so eine perfide Kampagne durchkreuzten.

Die Zeitungslandschaft steht durch das Digitale Zeitalter vor großen Herausforderungen und Veränderungen. Dem kann sich das Göttinger Tageblatt nicht entziehen und durch die neuen Redaktionsräume und erweiterten digitalen Angeboten können sich die Leserinnen und Leser jetzt noch zeitnaher informieren. Dass die Zeitung selber nicht mehr in Göttingen gedruckt wird und die Druckerei an der Dransfelder Straße seit 2 Jahren geschlossen ist, ist bitter. Gleichzeitig bietet der Pool mit dem Redaktionsnetzwerk Deutschland die Chance eine eigene Zeitung für die weltoffene Universitätsstadt Göttingen zu machen.

Ich wünsche dem Göttinger Tageblatt mit all seinen Journalisten und Mitarbeitern, dass es auch in Zukunft im Zeichen des digitalen Wandels eine verlässliche Informationsquelle bleibt und am Markt erfolgreich bestehen kann.

Jürgen Trittin (Bündnis 90/Die Grünen) MdB