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Internationale Händel Festspiele Göttingen 2024

Leiter der Festspieloper George Petrou schreibt: Liebes Publikum,

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Ausnahme-Sopranist Samuel Mariño singt Balzacs römische Barockopern-Diva Zambinella. FOTO: DIANA GOMEZ

Der Künstlerische Leiter der Festspiele und Musikalische Leiter der Festspieloper, George Petrou, wendet sich in einem Brief an das Publikum und bedankt sich mit einem neuen Pasticcio Alter Musik.

bei einem Kaleidoskop setzen sich Kristalle, die schon für sich eine eigene Schönheit haben, zu einem schöneren, einem faszinierenden, changierenden Ganzen zusammen. Händels Musik ist heute auch deshalb noch so bedeutend, weltweit, weil er ein Meister dieses Zusammensetzens war. Ein Meister der Komposition, buchstäblich. Nicht bloẞ in seinen konkreten Pasticci, sondern auch in seinem übrigen Euvre, in dem er deutsche, italienische, britische und viele andere bedeutende Einflüsse seiner Zeit verarbeitete. Außerdem ist das Wort griechischen Ursprungs, es muss also eine gute Sache sein.

Es fällt nicht schwer, die Idee des Kaleidoskops auf eine Stadt an sich, auf Metropolen der ganzen Welt, aber besonders auch auf Göttingen zu beziehen. Hier in Göttingen habe ich das Publikum in den vergangenen drei Jahren als besonders interessiert und besonders vielfältig interessiert erlebt. Anspruchsvoll - es sollten schon Kristalle sein -, aber offen für Veränderungen, die großen wie die kleinen (mich), und für Entdeckungen.

Der Künstlerische Leiter der Festspiele und Musikalische Leiter der Festspieloper George Petrou. FOTO: MARCO BÜHL
Der Künstlerische Leiter der Festspiele und Musikalische Leiter der Festspieloper George Petrou. FOTO: MARCO BÜHL

Dafür möchte ich mich dieses Jahr bedanken mit einer ganz besonderen Entdeckung: einem neuen Pasticcio aus Alter Musik. Eine Festspieloper, die selten und vielleicht niemals aufgeführte, wunderschöne Musik Händels aus den Anhängen seiner Partituren auf die Bühne bringt. Mit einer eigenen Geschichte, weil Händels Musik immer eine dramatische, eine erzählende ist. Eine Geschichte von Honoré de Balzac aus dem 19. Jahrhundert, die aber ein Liebesbrief an die Oper des Barocks ist und an ihre Stars.

Dieses Greifen durch die Zeit, dieses Brückenschlagen zwischen den Generationen und zwischen den Menschen findet sich in unserem ganzen Programm. Mein Kollege und Vor-Vorgänger Nicholas McGegan wird als Dirigent der „Deborah“ zurückkehren, mit Il Trionfo“ und seiner multimedialen Inszenierung von Konzertdesigner Folkert Uhde möchten wir auch ein neues Publikum für Händel gewinnen. Mit dieser Idee haben die Festspiele ja einst begonnen. Was „Il Trionfo“ so bedeutend und gegenwärtig macht, erzählt Folkert Uhde im Interview auf Seite 8. Und auch darüber hinaus hält uns Vielfalt und Bewegung des Kaleidoskops an, mit Alter Musik auf ganz gegenwärtige Fragen zu blicken: International geht es beim Chaconne Ensemble zu, interkulturell bei NeoBarock. Das Programm „Daphne und die Selbstbestimmung der Frau“ stellt unbekannte Komponistinnen des Barocks vor. Und Händels Oratorium „Israel in Egypt“ erzählt von der Selbstbestimmung und Befreiung eines unterdrückten Volkes.

Es ist der ganz individuelle Blick, der die Erfahrung eines Kaleidoskops so besonders macht. Und es ist der Austausch dieser Blicke, der ein Festival besonders macht. An viele unserer Kammerkonzerte schließt sich deshalb ein „Meet the Artist“ an. Mich können Sie beim Konzert mit dem Göttinger Symphonieorchester nicht nur am Pult, sondern auch an Klavier und Hammond-Orgel erleben. Und natürlich haben wir wieder Stars der ganzen Welt und unser multinationales Fest spiel Orchester nach Göttingen eingeladen. Es wird bunt, es wird lebhaft, es wird Spaß machen. Es wird ein Fest.

Mit diesem Fest, mit diesen Kristallen, die wir hier für Sie zusammengesetzt haben, in diesem Moment bei den Proben zusammensetzen und bei den Festspielen noch zusammensetzen werden - denn in der Kunst ist das Publikum niemals bloẞ betrachtend, sondern immer auch Zutat, immer Kristallhaben wir hoffentlich dem Interesse und der Göttinger Lust auf Entdeckungen genügt. Für dieses Jahr. Sie sind herzlich eingeladen.

Ihr
George Petrou

Weltpremiere: Festspieloper „Sarrasine“

Ein Opern-Pasticcio in zwei Akten von George Petrou und Regisseur Laurence Dale. Mit ausgewählter und vielleicht nie aufgeführter Musik von Georg Friedrich Händel. Nach der gleichnamigen Novelle von Honoré de Balzac. Eine Zeitreise aus dem Paris der Romantik in das barocke Rom. Ein Liebesbrief an die Oper und an ihre Stars. Mit Ausnahme-Sopranist Samuel Mariño, mit Myrsini Margariti, Juan Sancho und Sreten Manojlović als Balzac.

Premiere: 10. Mai. Weitere Aufführungen: 11., 15., 19., und 20. Mai. Familienfassung: 20. Mai.