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Nachhaltig leben

Nachhaltigkeit bei H+G Göttingen ein „großes Thema“

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Uwe Witting, Justiziar von H+G Göttingen. Foto: Kellner

Göttingen. Was bedeutet Nachhaltigkeit für Immobilienbesitzer, welche Trends sind in Göttingen und Umgebung zu beobachten und was passiert in der Zukunft? Auf Fragen wie diese hat Uwe Witting, Justiziar bei H+G Göttingen, der Vereinigung der Haus- und Grundeigentümer, im Gespräch mit dem Tageblatt Antworten gegeben.

Uwe Witting, Justiziar von H+G Göttingen, im Tageblatt-Interview

Herr Witting, der Verein H+G Göttingen hat rund 3200 Immobilieneigentümer als Mitglieder und diese ein Vielfaches an Mietern. Welche Rolle spielt Nachhaltigkeit für alle diese Menschen in Bezug auf Bauen und Wohnen?

Nachhaltigkeit ist ein großes Thema für unsere Mitglieder. Dabei spielen insbesondere Energieeffizienz und verwendete Materialien, aber auch Photovoltaik und Solarthermie eine erhebliche Rolle. Interessant ist, dass einerseits Wirtschaftlichkeit eine große Bedeutung hat, ich und wir aber auch immer wieder davon überrascht werden, dass Eigentümer viel Geld in bessere Technik und Wärmedämmung der Gebäude stecken, obwohl es sich für sie nicht rechnen wird. Da wird oft in viel längeren Zeiträumen gedacht, und der langfristige Werterhalt spielt eine große Rolle, beispielsweise wenn die Kinder die Häuser später erben. Dabei sind Eigentümer auch immer wieder bereit, die sehr hohen Kosten zu einem großen Teil selbst zu tragen und nur zum Teil auf ihre Mieter umzulegen.

"Da wird oft in viel längeren Zeiträumen gedacht."

Uwe Witting, H+G Göttingen

Was beobachten Sie außerdem?

Gesundheit ist vielen Immobilienbesitzern wichtig. Vielfach schon allein deswegen, weil sie selbst in der Vergangenheit gefährlichen Baustoffen wie beispielsweise Asbest ausgesetzt waren und die Folgen, wie Krebserkrankungen, am eigenen Leibe zu spüren bekommen haben. Beim Thema Wärmedämmung spielt es eine Rolle, dass sich im Falle eines Brandes giftige Dämpfe entwickeln können. Da ist das Verständnis groß, dass das Risiko minimiert werden muss. Denn das Ziel ist, dass die Immobilie im Wert beständig bleibt und alle Bewohner gesund bleiben.

Wie exotisch sind alternative Baustoffe wie Lehm oder Stroh als Dämmstoff noch?

Dinge wie diese werden von vielen Immobilienbesitzern oder Bauherren interessiert aufgenommen, aber eher selten umgesetzt. Denn bei genauerer Betrachtung kommt man beispielsweise bei Dämmstoffen wie Stroh, Schilf oder Schafwolle schnell an den Punkt, dass es Schwierigkeiten gibt, wie beispielsweise das Risiko eines Befalls durch Insekten oder Schädlinge. Auch schneiden die Dämmeigenschaften im Vergleich oftmals nicht so gut ab.

Wie energieeffizient bauen und sanieren die Göttinger?

Da sehe ich keine einheitliche Linie, sondern immer individuelle Lösungen. Die Eigentümer müssen entscheiden, welche Lösung ihren wirtschaftlichen, ästhetischen und sonstigen Ansprüchen gerecht wird. Höhere Energieeffizienz wird zwar von der KfW-Bank stärker unterstützt, dennoch steigen die Kosten für die Eigentümer auch mit der aufwendigeren Bauausführung und den besseren Materialien erheblich. Nicht zuletzt gibt es auch Fälle, in denen eine hohe Energieeffizienz des Gebäudes auch deswegen nicht erzielt wird, weil etwa das Dach durch die Dicke des Materials wesentlich höher würde und das optisch nicht zusagt oder unter Denkmalschutzaspekten nicht zulässig ist.

Was wird künftig wichtig werden?

Wir erleben aktuell beim Thema Photovoltaik den Wechsel vom Einspeisen ins Netz gegen eine Vergütung hin zur eigenen Stromversorgung der Immobilie. Das betrifft aber noch nicht die große Masse. Wichtig dürfte künftig werden, dass im Rahmen des „Green Deals“ auf EU-Ebene sehr wahrscheinlich neue gesetzliche Regelungen auf Immobilienbesitzer zukommen. Die energetische Sanierung von Bestandsimmobilien könnte zur Pflicht werden. Ich bin gespannt, was da konkret auf die Hauseigentümer zukommt – und was das für Auswirkungen auf die Mieter haben wird. Von Steffen Kahl

Dialogwerkstatt zu nachhaltigem Konsum

Göttingen. Das Entwicklungspolitische Informationszentrum Göttingen (EPIZ) lädt für Montag, 16. November, zu einer Online-Dialogwerkstatt unter dem Titel „Wie weiter nach Corona? Fairer und nachhaltiger leben in der Region Göttingen“. Von 18 bis 20.30 Uhr sollen Vertreter aus Politik, Verwaltung und Zivilgesellschaft darüber reden, wie sich die Region Göttingen im Sinne der UN-Nachhaltigkeitsziele umorientieren könnte. Konkret sollen nachhaltige Konsumformen und regionale Ernährungsstrategien für Göttingen und die Region diskutiert werden.

„Die aktuelle Corona-Pandemie stellt unsere Gesellschaft vor große Herausforderungen, offenbart aber auch die Chance, unser konsum- und wachstumsorientiertes System zu hinterfragen“, erläutert Noreen Hirschfeld, Regionalpromotorin im EPIZ. Gemeinsam mit der AG Politische Bildung der Bildungsgenossenschaft Südniedersachsen (BIGS) möchte sie hierzu Interessierte ins Gespräch bringen. Verschiedene Projekte und Strategien zivilgesellschaftlicher Initiativen sollen vorgestellt, einzelne Unterthemen danach in Kleingruppen erarbeitet werden. mr

Info
Wer an der Dialogwerkstatt teilnehmen möchte, kann sich unverbindlich per E-Mail an hirschfeld@epiz-goettingen.de anmelden.