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100 Jahre Otto Bock

Hände und Füße aus Kunststoff

Hände und Füße aus Kunststoff

In einer der benachbarten Produktionshallen stellen Mitarbeiter die Füße für Prothesen her. „Die meisten Kerne bestehen aus leichtem, gut zu bearbeitenden Pappelholz“, sagt Flor. Sie werden in der Tischlerei gefertigt. Zum Teil stellt das Unternehmen auch Fußkerne aus Kunststoff her. Der Kern wird dann mit einem Kunststoffschaum überzogen und in die Form eines menschlichen Fußes gebracht.Für Hochleistungssportler, denen die Funktion wichtiger ist als ein natürlicher Anblick, produziert Ottobock Füße aus kohlenstofffaserverstärktem Kunststoff (Karbon). Aus Karbon werden in Duderstadt auch andere Teile gefertigt. Die Mitarbeiter schneiden sich Faserplatten zurecht. Die einzelnen Elemente heben sie mit einem scharfen Messer heraus und modellieren so die jeweiligen Teile. Das Ganze wird zunächst einmal auf 140 Grad Celsius erhitzt und in einem zweiten Arbeitsschritt bei 120 Grad Celsius ausgehärtet.

Spritzgussabteilung für Kunststoffteile

Liner mit Vakuum

Zur Produktion in Duderstadt gehört außerdem eine Spritzgussabteilung, die Kunststoffteile fertigt. Eine Abteilung stellt die Liner her, die der Patient über den Amputationsstumpf zieht. Dann schlüpft er in den Prothesenschaft. „Damit der Liner bei starker Belastung, etwa Sport, nicht verrutscht, gibt es Varianten, bei denen sich ein Vakuum erzeugen lässt“, erläutert Flor. Durch Öffnen eines Ventils ströme wieder Luft herein. Der Liner lasse sich so wieder ausziehen.

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Handschuhfertigung. Kleines Bild rechts unten: Ottobock fertigt auch Fußprothesen in diversen Varianten.
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Gefertigt werden in Duderstadt Handschuhe, Kunststoffüberzüge für die Handprothese. „Eine Woche brauche ich für Herstellung eines solchen Handschuhs“, berichtet Daniel Ludwig. Immer wieder fülle er Metallformen mit Kunststoff. „2019 wollen wir 1700 Stück fertigen“, kündigt Flor an. Die Handschuhe würden im Ottobock-Werk in Frankreich in Handarbeit bemalt. Anschließend sähen sie täuschend echt aus.

„In Europa gibt es weitere Produktionsstandorte“, berichtet Flor. Im thüringischen Königsee würden Rollstühle gebaut. Ein Werk in den Niederlanden versorge Orthopädiehäuser mit Equipment. Das Werk in Großbritannien stelle Schienensysteme her, das in Estland textile Orthesen. In Russland fertige Ottobock Rollstühle und Kniegelenke. Außerhalb von Europa gebe es Fertigungsstandorte in China, Brasilien und den USA.

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Roberto Riethig belegt einen Kern mit Ausschnitten aus einer harzgetränkten Kohlenstoffmatte. Später wird das an die Form gelegte Material erhitzt und härtet aus. FOTOS: RICHTER