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Gemeinsam mit Kultur und Tanz

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Tanzworkshop im Museum Friedland mit Samah Al Jundi-Pfaff. FOTO: MUSEUM FRIEDLAND

Friedland. Manchmal gibt es Zurückhaltung, wenn Samah Al Jundi-Pfaff die Teilnehmer ihres Tanz-Workshops auffordert, einander an den Händen zu fassen. Seinem Nachbarn in dieser Weise nahe zu kommen – das möchte nicht jeder. Einige der Männer wollen etwa aus traditionellen Gründen manchmal Frauen nicht die Hand reichen.Im Miteinander der Nationalitäten und Religionen gebe es zuweilen Spannungen, sagt die pädagogische Mitarbeiterin des Museums Friedland. „Aber nach und nach werden die Menschen lockerer. Sie tanzen. Und dann ist das mit dem Händereichen kein Problem mehr“, berichtet sie. Mehr noch: Mit den von ihr angebotenen Formaten „Let’s make it“, „Let’s Dance“ und „Painting for Peace“ sowie einer Führung durch das Museum werde ein Gefühl von Sicherheit und Vertrauen geschaffen.

Workshops im Museum Friedland symbolisieren Wunsch nach Religionsfrieden

Angebot wird angenommen

Al Jundi-Pfaff arbeitet seit Juli 2016 für das Museum. Das im selben Jahr eröffnete Haus versteht sich als ein Ort, der Menschen verbindet. Nur wenige Meter entfernt befindet sich das Grenzdurchgangslager (GDL) Friedland. Hier finden Spätaussiedler ebenso ein zeitweiliges Zuhause wie Flüchtlinge und Asylbewerber. Die gehören unterschiedlichen Religionen an. Unter den Migranten sind Moslems wie Sunniten, Jesiden, Schiiten, außerdem Jesiden, Aleviten, Drusen, Hindus, Christen, weiterhin Ismaeliten, Zarathustrier und Atheisten. Die Botschaft, die Al Jundi-Pfaff allen diesen Personen nahe bringen will, ist einfach: „Lasst uns zusammen in Frieden leben“.

Einmal im Monat können die Bewohner des GDL zu ihr kommen und zum Beispiel ihre Smartphones an eine Musikanlage anschließen und so zum DJ ihrer Lieblingsmusik werden. Besonders gut angenommen wird der Tanz-Workshop. 50 bis 60 Menschen muss Al Jundi- Pfaff dann animieren, tanzend gemeinsam Spaß zu haben, die Kinder nicht mitgezählt.

Nach der Religionszugehörigkeit fragt sie nicht. „Das ist allenfalls eine statistische Frage. In meiner Arbeit spielt sie keine Rolle“, winkt die studierte Englischlehrerin ab. Sie fügt ausdrücklich hinzu: „Die Religion wird außen vor gelassen, von Anfang an. Genauso wie nationalistische Gefühle und Flaggen.“ Die einzige Fahne, die erlaubt ist, ist ein großes weißes Tuch, eine Art Leinwand. Die darf gerne gestaltet werden: mit Bildern, mit Symbolen, die für Frieden stehen. „Die gemeinsame Religion des Menschen ist das Menschsein“, bringt Al Jundi- Pfaff ihr Credo auf den Punkt.

Im GDL erleben viele Ankommende einen Kulturschock. Friedland ist in der Regel der erste Kontakt mit der Fremde, mit dem für sie unbekannten Deutschland, das zur neuen Heimat werden soll. Vage Vorstellungen treffen auf reale Umstände. Insbesondere für Migranten aus dem Nahen Osten spielt es eine große Rolle, ob etwas „halal“ ist. Das gelte für Christen ebenso wie für Moslems, sagt Al Jundi-Pfaff. Halal bedeutet soviel wie rein, annehmbar, zulässig, essbar.

Gebote gleichen einander

Alles was vom Schwein ist, gilt als nicht halal, Alkohol für Moslems ebenfalls nicht, nicht einmal als Zutat in Gebäck. Fleisch von männlichen Rindern wird bevorzugt, Fleisch von Kühen gemieden. Al Jundi-Pfaff sieht hier soziale Normen vorherrschend. Es gehe dabei also gar nicht um Religion. Die Gebote, die in den drei monotheistischen Weltreligionen Judentum, Christentum, Islam gelehrt werden, gleichen einander, versichert Al Jundi-Pfaff. Eigentlich müssten sich alle Gläubigen auf dieser Grundlage wunderbar verstehen. „Leider wird oft das hervorgehoben, was uns trennt“, bedauert sie.

Sich selbst bezeichnet Al Jundi-Pfaff als aufgeklärte Muslima. Sie hat Freunde aus verschiedenen Religionen, geht in die Synagoge und hat, wie sie nebenbei erwähnt, bei einer Bildungskonferenz schon einmal im Garten des Weißem Hauses gebetet. Und ja, die Bibel habe vollkommen recht, wenn sie sagt: Es wird die Zeit kommen, da wird der Mensch keinen ritualisierten Ort brauchen, um zu beten. Er wird es aus reinem Herzen tun. MEI