Anzeige
Pflegeratgeber

Für den Ernstfall abgesichert sein

Für den Ernstfall abgesichert sein Bildunterschrift anzeigen Bildunterschrift anzeigen

Bei einer Umfrage zeigte sich jetzt, dass nur eine kleine Minderheit der Befragten eine private Pflegeversicherung als „besonders wichtig“ einschätzt. FOTO: TOM WELLER

Frankfurt/Göttingen. Zu Beginn des vergangenen Jahres waren in Deutschland 4,13 Millionen Menschen pflegebedürftig. Damit ist die Anzahl der Pflegebedürftigen innerhalb von nur zwei Jahren um ganze 21 Prozent angestiegen. Trotzdem scheinen sich die Deutschen mit dem Thema noch nicht genug auseinanderzusetzen. Denn laut einer Studie des Versicherungsvermittlers Clark halten gerade einmal zwölf Prozent der Befragten eine private Pflegeversicherung für besonders wichtig. Ein folgenschwerer Fehler: Sei es durch eine Krankheit, einen Unfall oder Probleme im Alter – Pflegebedürftigkeit kann jeden treffen, und sie kann in allen Lebensabschnitten auftreten. Aber worauf ist eigentlich zu achten?

Studie: Nur zwölf Prozent der Befragten halten eine private Pflegeversicherung für „besonders wichtig“

In Deutschland gilt jemand als pflegebedürftig, sobald die eigene Selbstständigkeit aufgrund von gesundheitlichen Gründen beeinträchtigt ist und man daher auf die Hilfe von anderen angewiesen ist. Pflegebedürftige Personen können ihre körperlichen, kognitiven oder psychischen Beeinträchtigungen oder gesundheitlich bedingten Belastungen oder Anforderungen nicht selbstständig bewältigen. Als offiziell pflegebedürftig gelten jene Personen, die die eigene Selbstständigkeit für mindestens sechs Monate verlieren.

Pflegebedürftig – was nun?

Die Pflegeversicherung ist seit 1995 Pflicht und Bestandteil der gesetzlichen und privaten Krankenversicherung. „Diesen Grundschutz bezeichnet man als Soziale Pflegeversicherung, da diese Form der Pflege in Deutschland gewährleistet sein muss“, beschreibt Marco Adelt, Co-Gründer und COO von Clark.

Allerdings reicht der Leistungsumfang der sozialen Pflegeversicherung selten aus, um alle Kosten abzudecken, die aufgrund einer Pflegebedürftigkeit auftreten. Die Kosten für eine Betreuung von zu Hause aus, aber auch die Kosten für einen Pflegeheimaufenthalt werden meist unterschätzt. Um eine optimale Versorgung zu garantieren, können die Leistungen mit Hilfe einer privaten Pflegezusatzversicherung aufgestockt werden. „Es gibt jedoch Unterschiede zwischen den verschiedenen privaten Pflegezusatzversicherungen und ihren Tarifmodellen. Eine individuelle Beratung ist daher essentiell“, betont adelt.

Vollkasko für die Pflege

Der Paritätische Wohlfahrtsverband appelliert indes an die Große Koalition, die verbleibenden Wochen dieser Legislatur zu nutzen, um ihr Versprechen aus dem Koalitionsvertrag einzulösen und endlich eine überzeugende Pflegereform auf den Weg zu bringen. „Es kann nicht sein, dass koalitionsinterne Konflikte auf dem Rücken der Pflegebedürftigen und ihrer Angehörigen ausgetragen werden. Wir brauchen endlich eine überzeugende Pflegereform, die den Namen verdient und den aktuellen Problemen auch gerecht wird“, so Ulrich Schneider, Hauptgeschäftsführer des Paritätischen Gesamtverbands.

Perspektivisch brauche es eine Vollkaskoversicherung als Bürgerversicherung, die das Risiko der Pflegebedürftigkeit wirksam absichert, fordert der Paritätische. Auf dem Weg dahin müsse die Pflegefinanzierung ambulant und stationär solidarisch neu aufgestellt und vor allem die Eigenanteile für pflegebedingte Kosten deutlich gedeckelt werden. Der Paritätische fordert übergangsweise eine Begrenzung des Eigenanteils in Höhe von 15 Prozent, die Pflegekassen sollen stattdessen stärker in die Pflicht genommen werden. „Es ist höchste Zeit, dass aus dem zu geringen Festzuschuss der Pflegekasse eine verlässliche Versicherung wird. Es kann nicht sein, dass Pflegebedürftigkeit wieder zum außerordentlichen Armutsrisiko dieser Gesellschaft wird“, so Schneider.

Mit den vorliegenden pflegerelevanten Regelungsvorschlägen im Entwurf für ein so genanntes Gesundheitsversorgungsweiterentwicklungsgesetz (GVWG) bliebe ein erheblicher Teil der Pflegebedürftigen (fast die Hälfte) in vollstationären Einrichtungen von Entlastungen völlig ausgeschlossen, warnt der Verband. Für den ambulanten Bereich werde gar nichts getan. Gleichzeitig seien durch notwendige Verbesserungen bei den Themen Tarifbindung, Mehrpersonalisierung und Arbeitsbedingungen dagegen weitere Kostensteigerungen absehbar, die nicht zu Lasten der Pflegebedürftigen gehen dürfen. ots

„Stabile Unternehmen sichern verlässliche Pflege“

Berlin. „Der Politik droht die Populismusfalle. Eine weitere Verbesserung der Gehälter in der Altenpflege kann den Beruf attraktiver machen. Klar ist, dass damit dauerhaft die Kosten für die Pflege steigen, was bei den pflegebedürftigen Menschen nicht auf ungeteilte Akzeptanz stößt. Zur Sicherung eines professionellen pflegerischen Angebots muss aber auch eine Antwort darauf gegeben werden, wie die Existenz der Pflegeunternehmen gesichert bleibt“, sagt Bernd Meurer, Präsident des Bundesverbandes privater Anbieter sozialer Dienste (bpa) anlässlich der Diskussion um das Gesundheitsversorgungsweiterentwicklungsgesetz (GVWG).

Wer die Qualifikation, die Personalmenge, die einzelnen Gehälter und die Preise verbindlich regele, dürfe anschließend die Unternehmen mit ihren betrieblichen Risiken und ihrem unternehmerischen Wagnis nicht im Regen stehen lassen. Der bpa-Präsident kritisiert, dass sich in den Änderungsanträgen zum GVWG kein einziger Hinweis zur verlässlichen Berücksichtigung eines notwendigen unternehmerischen Zuschlags bei den Entgeltverhandlungen finde. Die Personalkosten machten bei Pflegeeinrichtungen und -diensten im Schnitt über 70 Prozent aus. Meurer: „Die Träger haften persönlich und uneingeschränkt für ihre Unternehmen. Wenn politisch so tief in die Finanzierung eingegriffen wird, dann müssen zumindest auch verlässliche Aussagen zur angemessenen Berücksichtigung der unternehmerischen Risiken und des unternehmerischen Wagnisses getroffen werden. Wer A sagt, kann bei B nicht einfach wegschauen.“

Der Bundesverband privater Anbieter sozialer Dienste bildet mit mehr als 12.000 aktiven Mitgliedseinrichtungen die größte Interessenvertretung privater Anbieter sozialer Dienstleistungen in Deutschland. Einrichtungen der ambulanten und (teil-)stationären Pflege, der Behindertenhilfe sowie der Kinder- und Jugendhilfe in privater Trägerschaft sind systemrelevanter Teil der Daseinsvorsorge. Als gutes Beispiel für Public-private-Partnership tragen die Mitglieder des bpa die Verantwortung für rund 365.000 Arbeitsplätze und circa 27.000 Ausbildungsplätze. Die Investitionen in die soziale Infrastruktur liegen nach Verbandsangaben bei etwa 29 Milliarden Euro. ots

Pflegebevollmächtigter will Rückkehrer anlocken

Nürnberg. Gegen Personalengpässe in der Pflege setzt der Bevollmächtigte der Bundesregierung für Pflege, Staatssekretär Andreas Westerfellhaus, auf Rückkehrer in den Beruf. Es gebe geschätzt 150.000 bis 180.000 Menschen aus den Pflegeberufen, die wieder in der Pflege arbeiten würden, wenn sich die Rahmenbedingungen verbesserten, sagte Westerfellhaus während einer Diskussion zum „Tag der Pflege“ mit Auszubildenden in Nürnberg.

Er habe unter anderem einen Versuch vorgeschlagen, in dem Beschäftigte bei vollem Lohnausgleich 80 Prozent arbeiten sollten. Dies sollte den Krankenstand von Pflegekräften in den Einrichtungen stark senken, sagte der Staatssekretär. Im neuen Pflegereformgesetz, das demnächst zur Abstimmung steht, würden nun Kostenträger verpflichtet, solche Modelle verpflichtend zu refinanzieren.

Gegen die Fluktuation im Pflegeberuf müssten die Arbeitgeber bereit sein, veraltete Rezepte über Bord zu werfen, sagte Westerfellhaus. Er stellte aber auch ein Coaching-Programm für solche Häuser in Aussicht, die einen hohen Mitarbeiterweggang hätten. Die Coaches für dieses Konzept würden derzeit ausgebildet.

Wichtig sei außerdem durchgehend faire Bezahlung in den Pflegeberufen, betonte der Pflegebevollmächtigte. Gefälle zwischen Kliniken und Senioreneinrichtungen und zwischen verschiedenen Regionen dürfe es nicht mehr geben. Die Tarife dürften aber nicht zu Lasten der Pflegeheimbewohner gehen, warnte er. epd