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Dr. Körber vom EKW: Eine Allergie-Impfung hilft in schlimmen Fällen

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Symbolfoto: Budimir Jevtic-stock.adobe.com

Dr. Wolfgang Körber vom Evangelischen Krankenhauses Göttingen-Weende gibt Tipps gegen HEUSCHNUPFEN

GÖTTINGEN. Für Allergiker hat die Leidenszeit begonnen. Mit den steigenden Frühlingstemperaturen beginnt die Pollenflugsaison so richtig. Nachdem die ersten Haselpollen in diesem Jahr bereits im Januar geflogen sind, steht Menschen mit Heuschnupfen die schwere Zeit erst noch bevor.

„Generell lösen die Pollen an den Schleimhäuten der Nasen und Augen eine allergische Reaktion aus, die sich durch Fließschnupfen, Augentränen und -jucken äußert“, erklärt Dr. Wolfgang Körber, Chefarzt der Abteilung Pneumologie, Beatmungsmedizin/Schlaflabor des Evangelischen Krankenhauses Göttingen-Weende.

Mediziner Körber hat einige Tipps parat, wie sich Allergiker vor den Pollen schützen können: „Im Haus bieten geschlossene Fenster und Türen den besten Schutz. Lüften sollte man in den frühen Morgenstunden, spät abends oder nach einem Regenguss, weil dann die Pollenbelastung in der Luft am geringsten ist.“

Zudem gebe es die Möglichkeit, Pollenschutzgitter vor den Fenstern anzubringen und – sofern vorhanden – die Lüftungsanlage mit einem Pollenfilter auszustatten. Auch mobile Luftreiniger filtern Pollen heraus. Häufiges Saugen und Wischen mit einem nassen oder elektrostatischen Tuch lässt die Pollenkonzentration sinken. Bettwäsche sollte öfter gewechselt, Wäsche nicht im Freien getrocknet werden.

Wer vor dem Schlafengehen duscht, wäscht sich die Pollen gründlich von der Haut und aus den Haaren. Zudem sollte Straßenkleidung nicht in den Räumen ausgezogen werden, in denen man sich meistens aufhält. Doch Körber räumt ein: „Den totalen Schutz vor Pollen in den eigenen vier Wänden gibt es nicht.“

„Für Allergiker, die nur leicht beeinträchtigt sind, reichen meist Tropfen, Sprays oder Tabletten, die es überwiegend rezeptfrei in der Apotheke gibt“, sagt Körber. Bei starkem Heuschnupfen könne es hingegen angeraten sein, eine Hyposensibilisierung durchführen zu lassen.

Bei dieser „Allergie-Impfung“ würden Überreaktionen des Immunsystems therapiert. Diese dauere in der Regel mehrere Jahre, wobei das betreffende Allergen in einer Arztpraxis ambulant über die Haut oder unter die Zunge gegeben werde. Bei der Immuntherapie werde das Allergen dem Körper kontrolliert zugeführt, damit er sich daran gewöhnt und in der Pollensaison nicht mehr überreagiert.

Als schwer beeinträchtigte Allergiker bezeichnet der Chefarzt zum Beispiel Patienten, bei denen die Allergie „eine Ebene tiefer“ geht, die also ein allergisches Asthma mit Luftnot entwickeln, oder bei denen die Allergie eine lange Zeit im Jahr andauert.

Körber gibt Entwarnung: Heuschnupfen sei in der Regel nicht bedrohlich. Wenn die Symptome aber über längere Zeit den Alltag beeinträchtigen oder er sich zum allergischen Asthma verschlimmert, sollte man auf jeden Fall zum Arzt gehen.

„Auch ältere Menschen können noch Allergien entwickeln, weil sich das Immunsystem im Laufe des Lebens verändert“, weiß Experte Körber. „Vor allem die verminderte Konzentration von Zink, Vitamin D und Eisen im Alter spielt dabei eine relevante Rolle.“

Seit diesem Jahr werden die umherfliegenden Pollen im Weender Krankenhaus gemessen. Die knallgrüne Pollenfalle ist eines von bundesweit 51 solcher Geräte, mit deren Hilfe die aktuelle Pollenvorhersage entsteht. Dreimal pro Woche wird die Weender Pollenfalle von den Mitarbeitern der Betriebstechnik geleert. Später können die Pollen unter dem Mikroskop analysiert werden. Die einzelnen Pollenarten zu unterscheiden, sei gar nicht so einfach, heißt es in einer Erklärung der Weender Klinik.

GESCHULTE "POLLENZÄHLER"

In speziellen Lehrgängen würden die ,,Pollenzähler" geschult, wie man die vielen Pollen unterscheiden kann. Die Mitarbeiterinnen des Krankenhauses übermitteln die gezählten Pollen an den Deutschen Wetterdienst, der die Daten der Bevölkerung im Rahmen der Pollenflugvorhersage zur Verfügung stellt.

Waren es in den ersten Wochen des Jahres täglich maximal 36 Hasel- und vier Erlenpollen, die gezählt wurden, könnten es in der Pollen-Hochsaison schon einmal weit über 1000 Pollen je Art sein, sagt Nancy Hoffmann, medizinische Fachangestellte im Weender Krankenhaus.

Exakt 202 Eschenpollen, 138 Rotbuchenpollen, 60 Pappelpollen, 46 Birkenpollen, 32 Hainbuchenpollen, sechs Weidenpollen, vier Eibenpollen und zwei Ulmenpollen wurden an einem Tag Mitte April in der Pollenfalle Weende gezählt. Vor allem Esche, Buche und Pappel hätten abgenommen, teilte die Klinik mit, dafür würden seit Anfang Mai verstärkt Linden-, Eichen-, Kiefer- und Gräserpollen fliegen. MIB