Die Königsdisziplin einer Tageszeitungsredaktion? Der Leitartikel? Vielleicht. Die schnelle Nachricht? Wegen des Druckens und Zustellens werden TV, Radio und Onlinekanäle immer schneller sein können als die Tageszeitung in Papierform.Es gibt zwei Bereiche, in denen eine gedruckte Tageszeitung allen „schnellen“ Lieferanten „flüchtiger“ Nachrichten wie TVund Radiosendern immer überlegen sein wird.
Der stellvertretende Chefredakteur Christoph Oppermann erklärt das Hintergrundstück – die GT-Königsdisziplin
Der erste: Eine gedruckte Tageszeitung ist kuratiert. Gleich, was die Hersteller – also die Redaktion – oder die Kunden – die Leserinnen und Leser – Einzelfall davon halten mögen, ist die gedruckte Tageszeitung immer Ergebnis eines komplexen Prozesses, in dem alle Teile einer Redaktion sind mit der Frage auseinandergesetzt haben: Was müssen unsere Kundinnen und Kunden morgen früh lesen können?
Das in Verbindung mit dem Druck ergibt ein Produkt, das für den aktuellen Tag Bestand hat und auch haben muss. Eine Meldung ist in einer TV- oder Radiosendung schnell ergänzt oder gar korrigiert, noch schneller auf einer Website. Papier ist geduldig – diese Redensart ist mehr als eine Binsenweisheit.
Der zweite Vorteil einer gedruckten Tageszeitung: Das Lesen langer und komplexer Texte ist nirgends so entspannt möglich wie auf Papier. Der kleine Bildschirm eines Smartphones ist nur bedingt attraktiv, wenn die Textmenge zu groß wird.
Vor diesem Hintergrund ist die Frage nach der Königsdisziplin einer Tageszeitungsredaktion leicht zu beantworten: die Seite 3. Diese ist längst mehr als nur eine Seitenangabe, sondern vielmehr Synonym für ein Hintergrundstück, das den ersten beiden Seiten mit kürzeren Nachrichten folgt.
Diese Kernidee haben wir vor fünf Jahren für den Lokalteil weiterentwickelt, und seitdem veröffentlicht das Tageblatt das „Thema des Tages“.
Jeden Tag aufs Neue diskutieren wir in der Redaktion darüber, was am Folgetag das Wichtigste für die Menschen im Landkreis Göttingen sein könnte, was diese am meisten interessieren müsste. Und je nach Nachrichtenlage liefern wir dann eine Seite Hintergrund zu höchst unterschiedlichen Themenfeldern und -lagen.
Von der Erpressung eines Göttinger Unternehmens im Bereich der Cyberkriminalität bis hin zur Frage, welche Grilltrends gerade angesagt sind.
Vom Ergebnis eines großen Sportereignisses bis zum überregional bedeutenden Kulturevent, von der Übersicht über die verkehrshemmenden Baustellen im Landkreis bis zum ganzseitigen Interview.
Was oder wer uns sicher annehmen lässt, immer das richtige Thema getroffen zu haben? Das können nur Sie. Unsere Leserinnen und Leser. Wir sind auf Ihre Reaktionen angewiesen und freuen uns darauf.
Von Anfang an haben wir viele positive Rückmeldungen auf das Ressort „Thema des Tages“ bekommen. Jetzt ist es unsere Aufgabe, dieses besondere Stück Zeitung auch online lesens- und sehenswert zu gestalten.
An der Themenwahl ändert das allerdings überhaupt nichts. Ein gutes Thema ist ein gutes Thema, gleich, ob man es auf Papier oder einem Bildschirm liest. Und damit wir noch besser für Sie werden können, bitten wir Sie weiterhin um Reaktion auf unsere „Themen des Tages“.
Schreiben Sie uns an chefredaktion@goettinger-tageblatt.de
