Anzeige

Das eigene Gelenk bewahren

Das eigene Gelenk bewahren Bildunterschrift anzeigen Bildunterschrift anzeigen

FOTO: KARELNOPPE - FOTOLIA.COM

Beim Einsetzen von Gelenkprothesen sind die Deutschen im Spitzenfeld: Fast 400.000 Hüft- und Kniegelenke werden jedes Jahr durch Implantate ersetzt. Allerdings: „Künstlliche Gelenke sollten, wenn möglich, vermieden werden“, sagt Professor Dr. Joachim Grifka, Direktor der Orthopädischen Universitätsklinik Bad Abbach. Und er fügt an: „Es geht auch anders.“Mittlerweile gibt es laut Grifka eine Vielzahl von Alternativen zum nicht mehr umkehrbaren künstlichen Gelenk. So haben die Chirurgen in Bad Abbach eine Operationsmethode zur Gelenkumformung der Hüfte entwickelt. Mit Hilfe dieser „Arthroplastik“, die nur kleine Einschnitte erfordere, lasse sich der altersbedingte Gelenkverschleiß deutlich reduzieren und der Einsatz eines künstlichen Hüftgelenks zeitlich zumindest hinauszögern. Patienten mit Rücken- oder Bandscheibenproblemen sollen von einem ebenfalls neuen „multimodalen Therapie-Konzept“ profitieren. Die Vorteile: genauere Diagnosen, individuell maßgeschneiderte Therapien und vor allem die Vermeidung von Überbehandlung oder überflüssigen Operationen.

Prothesen sind nicht immer erforderlich – oft können Anwendungen helfen

Bei Arthrosen gibt es laut Grifka wirkungsvolle konservative Therapiemaßnahmen als Alternative zum vorschnellen Kunstgelenk. Spritzen, entzündungshemmende und schmerzstillende Medikamente sowie Akupunktur, manuelle Medizin, physikalische und physiotherapeutische Anwendungen sowie Blutplättchen aus dem eigenen Blut (PRP) würden vielen Patienten mit Arthrose zumeist gut helfen – ohne das Gelenk ersetzen zu müssen.

Für den Bereich der Kniegelenke hätten arthroskopische Operationstechniken in den vergangenen Jahren große Fortschritte gemacht, wie der Professor zu berichten weiß. Eine besonders elegante chirurgische Lösung, wenn nur einzelne Gelenkanteile von der Arthrose betroffen sind, sei die sogenannte „Micro-Frakturierung“ und die Knorpelzelltransplantation, mit der sich die Bildung von körpereigenem Knorpelersatz anregen lässt.

Der Rat des Spezialisten an Betroffene, die angesichts massiver Beschwerden über einen Gelenkaustausch nachdenken, lautet auch mit Blick auf die aktuelle Diskussion zur Qualität von Implantaten: „Vor jeder Operation unbedingt eine Zweitmeinung einholen. Immer wieder kommen Patienten zu uns, denen eine Operation empfohlen wurde, obwohl sie gar nicht nötig ist“, sagt Professor Grifka. In einer eigenen sogenannten Zweitmeinungssprechstunde an der Universitätsklinik Bad Abbach werden pro Jahr die Ursprungsdiagnosen von mehr als 1200 Patienten überprüft. „In 60 Prozent aller Fälle wich unsere Beurteilung der Erkrankung deutlich von der ursprünglichen Empfehlung ab“, sagt Klinikdirektor Grifka. mr / obx-medizindirekt