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Unser Eichsfeld

Bodensee

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Familie Kopp hat einen Karnevalsumzug aus Lego-Steinen gebastelt. FOTO: HELLER

Karneval ohne Umzug? Das ist vielerorts eigentlich kaum vorstellbar. Familie Kopp aus Bodensee hatte in diesem Jahr eine Ersatzlösung gefunden: Die Eichsfelder bastelten kurzerhand ihren eigenen Umzug – aus Klemmbausteinen.

Traditionell sind auch im Eichsfeld am Sonntag vor und am Rosenmontag die Karnevalisten selbst auf den Straßen unterwegs, um mit ihren Umzügen Fröhlichkeit zu verbreiten. Doch in diesem Jahr mussten die Umzüge coronabedingt ausfallen. Karneval ganz ohne buntes Treiben auf der Straße gehe aber gar nicht, fand Familie Kopp aus Bodensee. Und so bauten sie einen „Lego-Umzug“, der online auf viel Anklang stieß. „Ich bin dazu im Internet inspiriert worden“, erzählt Katja Kopp. Sie hatte ein Video gesehen, in dem Kuscheltiere in kleine Autos gesetzt wurden. „Das wurde für die Kinder eines Kindergartens gemacht. Aber dann habe ich gedacht: Das können wir auch.“ Auf diese Weise könnte vor allem für den Nachwuchs Karneval gefeiert werden. Doch am Ende waren auch die erwachsenen Jecken ganz begeistert. Katja und ihr Mann Daniel Kopp sind Mitglieder im Fastnachtsverein Wollbrandshausen. In Bodensee selbst gibt es keinen Verein. Dort werde vor allem mit den Kindern gefeiert. „Darum kümmert sich mein Sohn“, erzählt sie. „Wenn man Mitglied in einem Verein ist, hilft man mit.“ Alle sind beim Aufbau und beim Abbau dabei. „Man tritt auch mal auf. Aber wenn dann wie in diesem Jahr nichts zu tun ist, kommt man eben auf solche Ideen.“

„Uns blutet das Herz“, beschreibt sie ihre Gefühle zum Ausfall des Karnevals. Und genau deshalb entwickelte sie die Initiative. „Wir haben viele Freunde mit kleinen Kindern.“ Denen wollte sie eine Freude bereiten, wie auch zu anderen Jahreszeiten. „Vor unserer Haustür ist es immer bunt geschmückt“, sagt sie. Denn dort gehen die Kindergartenkinder vorbei. „Nicht nur an Karneval, sondern beispielsweise auch an Ostern und an Halloween.“

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Drei Wochen hat sie sich mit ihrem Projekt beschäftigt. „Wir haben zunächst die Legosteine hervorgeholt und nach Farben sortiert“, erzählt die 46-Jährige. „Dadurch wollten wir sicherstellen, dass es auch ausreichend Steine in den entsprechenden Farben gibt.“ Und dabei hätten sie festgestellt, dass sie keine lilafarbenen Steine hatten und bis auf die StarWars-Figur von Prinzessin Leia auch keine weiblichen Figuren. „Die Steine sind schon älter“, sagt sie. Der Sohn sei mittlerweile 23 Jahre alt, andere Steine stammten noch von ihrem Mann und ihrem Schwager.

Als nächstes mussten Bilder der Vereinswagen gesichtet werden. „Man sollte sie auch erkennen können“, erklärt Katja Kopp. Desingerode habe zum Beispiel die Burg auf dem Wagen, Krebeck seinen Katzenwagen und Hilkerode den rotweißen Prinzenwagen. Hierbei fiel auch die fehlende Farbe Lila auf, denn die sei bei den Wulftener Karnevalisten stark vertreten. „Ich habe die mit uns befreundeten Vereine einbezogen“, erläutert die Konstrukteurin. Als alle Wagen standen, wurde ein Video gedreht. „Mein Mann hat die Wagen gezogen“, erzählt Katja Kopp von den Dreharbeiten. Der Schwiegervater habe den Zug am Ende ausgerichtet.

„Und meine Schwiegermutter war die Konfettikanone, die das Konfetti auf den Zug regnen ließ.“ David Otto, Vorsitzender der Karnevals Gesellschaft Krebeck (KGK) bot an, das Video zu moderieren. Und das klang dann so: „Herzlich willkommen zum Karnevalsumzug bei Familie Kopp“, begrüßte Otto die Zuschauer des liebevoll gestalteten Videos. Direkt hinter dem Feuerwehrauto fuhren die Krebecker. „Die Katze fährt natürlich auch mit“, so Otto. Es folgten das Prinzenpaar aus Rüdershausen und die Narren aus Seeburg. Dann der HCV aus Hilkerode. „Ich sehe schon Willi Gietz, der wieder mit beiden Händen die Bollos in die Menge schmeißt“, witzelte Otto in seinem Kommentar. Nach Bodensee, Bilshausen, Wulften und Desingerode kamen Rollshausen und „die Klömpe aus Wollbrandshausen mit ihrem Gerichtshof und der Ärztekommission“. Extra gewürdigt wurden Heiko Schwedhelm und Lars Gleitze vom Fastnachsverein, die zwei eigene Figuren erhalten haben. Otto schloss letztlich mit den Worten: „Ich hoffe, wir sehen uns im nächsten Jahr wieder live auf den Straßen im Eichsfeld.“ rf