Von Christiane Böhm Göttingen. Start der Umbauarbeiten und einer Kampagne zur weiteren Finanzierung: Das Forum Wissen, das die ständige Ausstellung von Sammlungsstücken der Universität Göttingen beherbergen soll, nimmt 2017 konkrete Form an.74 Teilsammlungen an 30 Standorten hat die Universität Göttingen. Diese kulturhistorischen Schätze und Sammlungen zeigt das Forum Wissen künftig zentral und gut aufbereitet. Ein offener Ort der Wissenschaft, der Forschende und Studierende ebenso anzieht wie Schüler, Senioren oder Familien, soll es werden. Das Projekt ist für die Präsidentin der Universität, Prof. Ulrike Beisiegel, ein wichtiger Baustein der „Exzellenz-Strategie“.Im Oktober beginnen die Umbauarbeiten für das Forum Wissen im ehemaligen Gebäude der Zoologie, Berliner Straße 28. Mit einem Baustellenfest feiern die Förderer und Unterstützer des Projektes diesen Start. Für die Sanierung des Gebäudes sowie die Ausstellungseinrichtung sind insgesamt Kosten von 28,8 Millionen Euro eingeplant. 18 Millionen Euro sind für den ersten Bauabschnitt zusammengekommen. 10 Millionen Euro zahlt der Bund, 3,9 Millionen Euro seien beim Land beantragt, so Beisiegel. Die Stadt werde Geld beisteuern, auch die Universität. Als Stiftungsuniversität hat sie zudem Gelder einwerben müssen. Unterstützt wird das Projekt mit 500 000 Euro von der Niedersächsischen Sparkassenstiftung und der Sparkasse Göttingen.Mit dem Geld werden nun erst einmal nachträglich eingezogene Wände herausgerissen, um den originalen Zustand von 1877 wiederherzustellen. Ende 2019 soll das Forum Wissen eröffnet werden, so der Plan. Die Universität und die Stadt wollen mit der Einrichtung aufschließen zu Mitbewerbern wie Wolfsburg mit dem „Phaeno“ und Einbeck mit dem „PS Speicher“. Das Konzept, das Marie Luisa Allemeyer, Direktorin der Zentralen Kustodie, für das Forum Wissen entwickelte, sei von den internationalen Gutachtern der Exzellenz-Initiative als „europaweit modellhaft“ bezeichnet worden, so Unipräsidentin Beisiegel.„Kritische Auseinandersetzung“Mit der weiteren Ausarbeitung diese Grundkonzeptes hat die Universität die Berliner Agentur „Die Exponauten“ beauftragt, die schon die Schau „on/off. Vom Nobelpreis und den Grenzen der Wissenschaft“ in der Alten Mensa entwickelte. Der Historiker, Kulturwissenschaftler und freie Kurator Dr. Joachim Baur will „das Tun der Wissenschaftler ins Zentrum stellen“, wobei die Sammlungen immer die Basis bleiben sollen. Ziel der Schau soll laut Baur „eine kritische Auseinandersetzung mit der Wissenschaft und ihrer Rolle in der Gesellschaft“ sein.Mit der Kampagne „Wir wollen’s wissen“ haben sich die Organisatoren um Beisiegel und Wolfgang Meyer vom Förderverein zudem zum Ziel gesetzt, eine Million Euro durch Spenden einzuwerben. Kennzeichen der Befürworter des Forums ist seit Oktober eine blaue Brille, die es auch als kleinen Anstecker gibt.
Jahresrückblick 2017
Streit mit dem Studentenwerk

Ein Dauerthema ist im Jahr 2017 der Streit zwischen der Wohnraum-Initiative und dem Studentenwerk um Mieterhöhungen und -verträge. Während das Studentenwerk wegen notwendiger Sanierungen die Mieten erhöhen will, sieht die Wohnraum-Initiative darin eine zu große Belastung für Studierende. Hinzu kommt ein Streit um Sanierungen in den Häusern Rote Straße 1-5/Burgstraße 52. Die Bewohner sehen die Kosten der Sanierung zu Unrecht auf sich abgewälzt.
40 Jahre Primatenforschung

Das Deutsche Primatenzentrum in Göttingen feiert im August sein 40-jähriges Bestehen. Das Forschungsinstitut auf dem Nordcampus beschäftigt 400 Mitarbeiter, hält 1300 Affen und hat vier Forschungsstationen in Peru, Senegal, Madagaskar und Thailand sowie neun wissenschaftliche Abteilungen in den Sektionen Infektionsforschung, Neurowissenschaften und Primatenbiologie am Standort Göttingen.
Bundespräsident besucht die Universität

Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier macht auf seiner Antrittsreise durch Niedersachsen am 7. Juni Halt in der Universitätsstadt. Steinmeier kommt in Begleitung seiner Frau Elke Büdenbender und des Niedersächsischen Ministerpräsidenten Stephan Weil. Er spricht in seiner Rede in der Aula am Wilhelmsplatz über die Notwendigkeit, sich aus der Universität heraus für die Entwicklung der Gesellschaft einzusetzen. „Der Mensch wird nicht als Demokrat geboren“, betonte Steinmeier. Es sei nötig, ihm die Möglichkeit zu geben, sich zu einem solchen zu entwickeln. Nach einer Diskussion mit Studierenden trägt er sich in das Goldene Buch der Stadt ein.
CAMPUS KÖPFE
Leibniz-Preis für Ackermann

Der Göttinger Chemieprofessor Lutz Ackermann erhält am 15. März den wichtigsten deutschen Forschungspreis, den Leibniz-Preis der Deutschen Forschungsgemeinschaft. Ackermann wird für seine Leistungen auf dem Gebiet der Organischen Chemie und der katalytischen Aktivierung von Kohlenstoff-Wasserstoff-Bindungen gewürdigt. Die von ihm und seinem Team entwickelten Verfahren ermöglichen die ressourcenschonende Herstellung wichtiger chemischer Produkte.
Eigen feiert 90. Geburtstag

Manfred Eigen, Nobelpreisträger und Göttinger Ehrenbürger, wird am 9. Mai 2017 90 Jahre alt. Am 10 Dezember kann er sein goldenes Nobelpreis-Jubiläum feiern. Vor 50 Jahren erhielt Eigen den Preis für Methoden, mit denen erstmals Reaktionsgeschwindigkeiten im Mikro- und Nanosekunden-Bereich messbar wurden. Damit konnten zentrale Fragen der Biochemie geklärt werden.
300 neue Arbeitsplätze

300 neue Einzelarbeitsplätze, Inseln für Gruppenarbeit, energetische Aufwertung: umfangreiche Umbauarbeiten in der Niedersächsischen Staats- und Universitätsbibliothek (SUB) sind im April abgeschlossen. 3,5 Millionen Euro aus Studienbeiträgen, Mitteln der SUB und des zentralen Bauunterhalts der Universität wurden investiert. In die Umbau-Planungen konnten Studierende von Anfang an Vorschläge einbringen.
Vier Projekte auf dem Weg

In der ersten Runde der neuen Exzellenzstrategie hat die Universität Göttingen sechs Projekte eingereicht. Im September bekommt sie die Bestätigung, dass die Forscher für vier Projekte Vollanträge stellen können. Mindestens zwei Vollanträge möchte die Universität durchbringen. Hochschulen, die mindestens zwei Projekte bewilligt bekommen, dürfen den Antrag stellen, Exzellenzuniversität zu werden.
Neubau mit 70 neuen Büros am MPI

Ein Gebäude mit 70 Büros für Wissenschaftler eröffnet das Göttinger Max-Planck-Institut (MPI) für Dynamik und Selbstorganisation am 12. September. Das Land Niedersachsen hat den fünf Millionen Euro teuren Anbau, den dritten Bauabschnitt des Instituts, mit zwei Millionen Euro gefördert.
Herzpflaster hergestellt

Einem Forscherteam der Universitätsmedizin Göttingen am Deutschen Zentrum für Herz-Kreislauf- Forschung (DZHK) unter der Leitung von Prof. Wolfram-Hubertus Zimmermann ist es erstmals gelungen, sogenannte Herzpflaster herzustellen. Mit dem aus Stammzellen gewonnenen schlagenden Gewebe kann verloren gegangenes Herzmuskelgewebe wiederhergestellt werden.
4000 internationale Studierende

Mehr als 4000 internationale Studierende studieren 2017 an der Universität Göttingen. Damit ist fast jeder achte Studierende internationaler Herkunft. Das ist ein neuer Rekord. Den 4000. Studierenden, Martin Benda aus der Tschechischen Republik, begrüßt Vizepräsidentin für Internationales, Prof. Hiltraud Casper-Hehne, persönlich.
Zweite Amtszeit für Beisiegel

Die zweite Amtszeit von Universitätspräsidentin Ulrike Beisiegel beginnt am 1. Januar. Die Biochemieprofessorin wurde im Herbst 2015 für eine zweite Amtszeit ab 2017 gewählt. An oberster Stelle ihrer Ziele steht „die erfolgreiche Teilnahme an der nächsten Exzellenzinitiative“, erklärt die 64-Jährige. Zudem will sie die zweite Amtszeit nutzen, um die Universität Göttingen weiter zu modernisieren. chb/ Richter